Choreografie der Welt
Seine Neigungen waren vielfältig. Joseph Beuys, vor 100 Jahren geboren, war nicht nur Aktionskünstler, Gesamtkunstwerker, Bildhauer, Zeichner, Medailleur und Kunsttheoretiker, er war zudem ein großer Musikenthusiast. Doch nicht unbedingt im konventionellen Sinne.
Das Phänomen Klang bildete für ihn eine besondere semantische Konstante, und als solche betrachtete er gesprochene und zu hörende, notierte und (laut-leise) zu lesende, gelegentlich auch gesungene Sprache als eine essenzielle Artikulationsform innerhalb seiner erweiterten Kunst, die das ganz normale Leben zu integrieren imstande war und damit das Ideal einer «Sozialen Plastik» avisierte. In seinen, von der Fluxus-Bewegung inspirierten Sprechstücken und Kunstaktionen nahm der «Laut/Sprecher» und «Ton/Musiker» Beuys häufig Bezug auf musikalische Parameter und erwies sich somit – wie ebenfalls der von ihm verehrte John Cage – als Erneuerer der Ton-Kunst
Sprache, Szene und Musik – die zusammenwirkenden Kerningredienzien der Oper verfangen als künstlerische Allianz auch dort, wo von Musiktheater oder vom Theater mit Musik kaum je die Rede ist. Für Joseph Beuys bildet die gesprochene und zu hörende, die notierte und ...
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Opernwelt Jahrbuch 2021
Rubrik: Joseph Beuys, Sprache, Szene, Musik, Seite 46
von Stefan Fricke
Das Gras auf der Wiese steht hoch. Ein Storchenpaar überfliegt die menschenleere Straße. Nichts erinnert daran, dass hier in Bottmingen, der finanzkräftigsten Gemeinde des Kantons Basel-Land, an diesem Abend eine Opernvorstellung stattfindet, wären da nicht die Klavierklänge, die sich gelegentlich in das Vogelzwitschern mischen. Das Opernstudio des Theaters Basel...
Laut Michael Spitzer, Autor des vielbeachteten Buches «The Musical Human», das im vergangenen April erschienen ist, geht die Geburt des Rhythmus 165 Millionen Jahre zurück; vor 66 Millionen Jahren erschien die erste Melodie, und 40.000 Jahre sind vergangen, seit der Homo sapiens das erste Musikinstrument gebaut hat. Es ist also nicht verwunderlich, wenn uns ein...
Das Publikum in Fußballstadien unterscheidet sich in einem wesentlichen Punkt von demjenigen in Opernhäusern: Es versteht in aller Regel viel, viel mehr von dem, um was es geht.
Im Jahr zwei nach des Corona-Virus Geburt kam nun ziemlich unerwartet eine weitere wesentliche Unterscheidung hinzu: Fußball darf, Theater nicht. Die Frage nach der gesellschaftlichen...