Changierendes Spektrum
«Erst eine Kindheit, grenzenlos und ohne Verzicht und Ziel... Auf einmal Schrecken, Schranke, Schule, Frohne und Absturz in Versuchung und Verlust.» War es eine düstere Vorahnung, die den jungen Bernd Alos Zimmermann dazu brachte, Rainer Maria Rilkes «Imaginären Lebenslauf» zu vertonen? Die Klavierlieder des Komponisten, der 1970 freiwillig aus dem Leben schied, haben keinen festen Platz im Repertoire gefunden. Selbst in der neuen Ausgabe von Reclams «Liedführer» wird Zimmermann nur kursorisch als Komponist von sieben Liedern erwähnt.
Umso verdienstvoller, dass die Firma Wergo mit DeutschlandRadio als Koproduzenten erstmals die elf zwischen 1939 und 1946 entstandenen Lieder zugänglich macht. Diese frühen Lieder haben den Charakter intimer und desperater «Gefühlsmitteilungen» in einer «neuromantischen Tonsprache», die, wie Heribert Henrich (Herausgeber des Zimmermann-Werkverzeichnisses) in seinen vorzüglichen Annotationen ausführt, an Max Reger erinnert.
In Anna Prohaska, Absolventin der Berliner «Hanns Eisler» Hochschule für Musik, finden sie eine sensible und suggestive Interpretin. Cordelia Höfer ist eine exzellente Klavier-Partnerin. Dem lyrischen Sopran der 28-jährigen ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt Mai 2011
Rubrik: Medien/CDs, Seite 23
von Jürgen Kesting
Die immer wieder mal aufflackernde Debatte über Sinn oder Unsinn der Literaturoper im Zeitalter der (Post-)Moderne ist oft ein Streit um des Kaisers Bart. Denn wenn ein Auftrag für die Bühne winkt, orientieren sich die meisten Komponisten nach wie vor an dem, was die Dichtung spricht. Geschichten aus der Bibel, antike Mythen, Shakespeare, Kleist oder Puschkin...
Frau Moses, Sie sind 2009 in Dessau mit dem Anspruch eines politischen Musiktheaters gestartet. Was haben Sie inzwischen bewirkt?
Unser Ziel war es, das bürgerliche Bewusstsein der Menschen hier, das 1989 einmal kurz und heftig aufflackerte, wieder aus der Resignation zu erwecken. Ob uns das nachhaltig gelungen ist, muss die Zeit zeigen. Aber schon aus der Art, wie...
Schon nachvollziehbar, dass just diese Oper zu den Lieblingsstücken Adolf Hitlers gehörte. Denn jenseits der in ihrer schwermütigen Melodik und manchmal auch plakativen Machart an den italienischen Opernnaturalismus – Verismo – erinnernden Musik birgt die Fin-de-Siècle-Geschichte viel Treibstoff für eine «Blut und Boden»-Ideologie: Unverdorbener Junge – Pedro – aus...
