Bravissima!
Die eine weltberühmt, die andere fast vergessen – dennoch schienen beide Italienerinnen, die am Pfalztheater Kaiserslautern und an der Oper Frankfurt die neue Spielzeit eröffneten, unverkennbar auf einer Wellenlänge zu schwingen: Rossinis erfolgsverwöhnte «L’Italiana in Algeri» und Cimarosas 35 Jahre ältere «L’ Italiana in Londra», die nach der Römer Uraufführung 1778 europaweit Triumphe feierte, ehe sie in der Versenkung verschwand. Beide Opern eint der aberwitzige Humor, der fest in ihre DNA eingeschrieben ist.
Regisseur Andreas Baesler lässt Rossinis Oper im Hafen von Algier spielen: Ein verrosteter Container (mit der Aufschrift «Rossini & Co») ersetzt den Harem. Clanchef Mustafà fläzt auf einem frisch geschmuggelten knallroten Designersofa (noch in Schutzfolie) vor einem großformatigen, mit der letzten Fracht hereingekommenen Fernseher. Über den Bildschirm flimmern italienische Kurvenstars à la Gina Lollobrigida. Die Italo-Manie hat ihn gepackt: Wenn seine Frau ihm im Bild steht, kann er schon mal handgreiflich werden. Statt orientalischer Süßigkeiten gönnt er sich lieber eine Pizza, statt Tee ein italienisches Dosenbier.
Auch der amerikanische Regisseur R.B. Schlather lässt ...
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Opernwelt November 2021
Rubrik: Panorama, Seite 42
von Silvia Adler
Autorität
Die großen Bühnen der Welt sind ihm vertraut. Vladimir Jurowski hat sein immenses Können als Dirigent bereits an der Met sowie in Paris, London, Mailand und Moskau unter Beweis gestellt. Nun tritt er als Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper in die Fußstapfen seines nach Berlin enteilten Landsmannes Kirill Petrenko. Ein Porträt
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