«Die Jugend Abrahams»: mit Peter Prautsch (Sprecher, links), János Ocsovai (Abraham, Mitte) und Statisterie; Foto: Theater/Sabina Sabovic

Bleibt aufmerksam

Die Theater & Philharmonie Thüringen gräbt in Gera zwei hebräische Kammeropern aus: Michail Gnesins «Die Jugend Abrahams» und «Saul in Ein Dor» von Josef Tal

Opernwelt - Logo

Die Jungen, die Erstgeborenen, sollen sterben. So befiehlt es König Nimrod. Da sitzt nun der junge Abraham in seinem Drahtzimmerkubus versteckt und klagt. Isolation in der Berghöhle. Doch ganz lässt sich die Welt nicht aussperren, Fetzen ihrer selbst dringen durch zu Abraham, dem Religionsvater. So formt sich sein Weltverständnis und die Gewissheit vom einen Gott.

Michail Gnesin vertonte «Die Jugend Abrahams» in den Jahren 1922/23.

Das einstündige Fragment – es sollte der Prolog zu etwas Größerem werden, das aber nie geschrieben wurde  – gilt als die erste jüdische Oper in hebräischer Sprache. Dennoch verstrichen 95 Jahre bis zur Uraufführung, die auf den Weimarer Musikwissenschaftler Jascha Nemtsov zurückgeht. Er entdeckte die Partitur im Archiv, half dem Werk auf die Bühne. In Gera wurde nun ein Stück jüdischer Musikgeschichte geschrieben.

Die kleine Bühne am Park passt. Es gibt nur wenig, kaum beschäftigtes Personal: János Ocsovai als Abraham, Alejandro Lárraga Schleske mit solidem Bariton, der als Vater Terach den Sohn besucht. Es gibt auch kein Orchester – Gnesin konnte nur den Klavierauszug beenden, die äußeren Umstände zwangen ihn dazu. So besteht das Stück – ein ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Januar 2018
Rubrik: Magazin, Seite 66
von Nora Sophie Kienast

Weitere Beiträge
Verdi ist neuer Belcanto

Verlässlichkeit ist eine Kompetenz, die auf dem nach Glamour gierenden Opernmarkt mitunter wenig zählt. Francesco Meli gehört zu den Sängern, um die man sich auch im Fall kniffligster Partien nicht sorgen muss. Ganz ohne Tamtam ist der Genueser ins Spitzenfeld der Tenöre vorgedrungen. Weil der 37-Jährige viel technisches Rüstzeug und stilistisches...

Erbarmungslos

Es sollte ein Festakt zum 500-Jahre-Jubiläum der Reformation in Budapest werden. Es wurde eine (von den um einen Kollektivvertrag streikenden Hausgewerkschaften um ein Haar verhinderte) Premiere der Ungarischen Staatsoper. Dass der Vorhang überhaupt hochging, verdankt sich allein Szilveszter Ókovács, dessen Direktorenvertrag soeben um fünf Jahre verlängert wurde....

Karg konzentriert

Weniger ist für ihn mehr. Das hat Regisseur Ingo Kerkhof in Hannover mehrfach bewiesen. Zusammen mit seiner Bühnenbildnerin Anne Neuser holte er hier «Eugen Onegin» aus dem Russlandbilderbuch, stellte den «Figaro» in einen Theaterprobenraum und spiegelte bei «Ariadne auf Naxos» diese Spiel-im-Spielweise nochmals.

Dass es jetzt für «Salome» weder Palast noch...