Betörend verstörend
Im Saal 2 des StaatenHauses in der heiligen Stadt Köln öffnet sich ein moderner Kirchenraum: Graue Sichtbetonwände begrenzen das schmucklose Interieur, erleuchtet durch gedämpftes Licht aus puristischen Hängeleuchten. Es ist ein Raum, der frösteln lässt. Man glaubt, feuchte Kühle zu spüren, irgendwie riecht es nach Kerzenwachs und gerade verflogenem Weihrauchduft. Diese karge Kirche von Bühnenbildnerin Chloe Lamford befindet sich laut Programmheft an der rauen Küste von Suffolk, wo Benjamin Britten lange lebte und auch sein Außenseiter-Drama «Peter Grimes» spielt.
Doch im StaatenHaus ertönt nicht Musik des 20. Jahrhunderts, sondern Barockes vom «Orpheus Britannicus» Henry Purcell und einigen seiner musikalischen Vorfahren. Die Handlung indes geht noch weiter zurück – auf William Shakespeares «Sturm». Zugleich springt sie in eine nicht näher bestimmte Gegenwart: Regisseurin Katie Mitchell und Autorin Cordelia Lynn haben Prosperos Tochter Miranda ins Zentrum gerückt und ihre Geschichte in die Gegenwart fortgeschrieben, Dirigent Raphaël Pichon hat zu diesem Experiment feinsinnig Bühnenmusiken und Lamenti zu einem barocken Pasticcio zusammengefügt.
Im Vorspiel wird nachts in der ...
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Opernwelt 12 2022
Rubrik: Panorama, Seite 38
von Regine Müller
JUBILARE
Rodion Schtschedrin kam am 16. Dezember 1932 in Moskau zur Welt, studierte schließlich am Moskauer Konservatorium bei Juri Schaporin (Komposition) und Jakow Flier (Klavier). Nach durchaus eindrücklichen Anfängen einer Klavierlaufbahn wurde er 1964 auf eine Professor für Komposition am Moskauer Konservatorium berufen und 1973 auf Wunsch von Schostakowitsch...
Nun also auch Basel. Mehr als 40 trübe Jahre lang hat man Wagners «Ring» in der schmucken Universitätsstadt nicht mehr gesehen. Und weil Benedikt von Peter, Intendant des dortigen Theaters, das Großformatig-Diskursive liebt, begnügt er sich nicht einfach mit einer Neuinszenierung der Tetralogie, sondern stockt die ambitionierte Unternehmung gleich zu einem...
Ach, was sind das doch für magische zwei Zeilen! «Und die Welt hebt an zu singen, / Triffst du nur das Zauberwort.» Geschrieben hat sie einer der bedeutendsten Dichter der deutschen Romantik, Joseph von Eichendorff, und nicht zufällig dienten sie Rüdiger Safranski 2007 als zentrales Motto für sein staunenswert kluges Buch über die Romantik. Darin findet sich auch...
