Betörend verstörend

Purcell: Miranda an der Oper Köln

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Im Saal 2 des StaatenHauses in der heiligen Stadt Köln öffnet sich ein moderner Kirchenraum: Graue Sichtbetonwände begrenzen das schmucklose Interieur, erleuchtet durch gedämpftes Licht aus puristischen Hängeleuchten. Es ist ein Raum, der frösteln lässt. Man glaubt, feuchte Kühle zu spüren, irgendwie riecht es nach Kerzenwachs und gerade verflogenem Weihrauchduft. Diese karge Kirche von Bühnenbildnerin Chloe Lamford befindet sich laut Programmheft an der rauen Küste von Suffolk, wo Benjamin Britten lange lebte und auch sein Außenseiter-Drama «Peter Grimes» spielt.

Doch im StaatenHaus ertönt nicht Musik des 20. Jahrhunderts, sondern Barockes vom «Orpheus Britannicus» Henry Purcell und einigen seiner musikalischen Vorfahren. Die Handlung indes geht noch weiter zurück – auf William Shakespeares «Sturm». Zugleich springt sie in eine nicht näher bestimmte Gegenwart: Regisseurin Katie Mitchell und Autorin Cordelia Lynn haben Prosperos Tochter Miranda ins Zentrum gerückt und ihre Geschichte in die Gegenwart fortgeschrieben, Dirigent Raphaël Pichon hat zu diesem Experiment feinsinnig Bühnenmusiken und Lamenti zu einem barocken Pasticcio zusammengefügt.

Im Vorspiel wird nachts in der ...

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Opernwelt 12 2022
Rubrik: Panorama, Seite 38
von Regine Müller

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