Berauschend verfeinert

Lully: Phaëton
Perm | Oper

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Zum ersten Mal wurde in Russland eine Oper von Jean Baptiste Lully aufgeführt. Und weder Kritiker noch Publikum waren erstaunt, dass dieses Ereignis nicht in einer der beiden Opernhauptstädte stattfand, sondern in Perm, im Reich Teodor Currentzis’ (als Koproduktion mit der Opéra Royal du Château de Versailles). Dort haben schon Peter Sellars und Robert Wilson gearbeitet, auch Gerard Mortier war zu Gast. Jetzt war es an der Zeit, ein Meisterwerk des Barock zu präsentieren.

Der französische Dirigent Vincent Dumestre ließ das Permer Orchester musicAeterna zusammen mit seinem eigenen Ensemble Le Poème Harmonique musizieren, brachte sechs Gesangssolisten mit und fügte dem Ganzen den unvergleichlichen Chor von musicAeterna hinzu, der schon oft seine Universalität beweisen konnte. Barockprofi Benjamin Lazar besorgte die Inszenierung der dreistündigen Aufführung.

Die musikalische Qualität des Werks aus dem Jahr 1683 springt buchstäblich ins Auge. Dumestre fokussiert nicht auf das Schreckliche und Unheimliche, forciert nicht die tragischen Leidenschaften. Er formt vielmehr einen zarten, schmeichelnden, berauschend verfeinerten Klang. Die Streicher der musicAeterna, Holzbläser und Continuo ...

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Opernwelt Mai 2018
Rubrik: Panorama, Seite 61
von Alexej Parin

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