Barock mit Beat

Potsdamer Musikfestspiele: Christina Pluhar setzt Bontempis «Il Paride» unter Strom, die Jugend amüsiert sich über Ristoris «Calandro»

Opernwelt - Logo

Ein Paukenschlag. Nicht weil David Ma-yoral vom superben Barockensemble L’Arpeggiata zu Beginn und am Ende der Vorgeschichte zum Trojanischen Krieg, die Giovanni Andrea Bontempi unter dem Titel «Il Paride» 1662 «vertonte», die große Trommel rührt. Und auch nicht, weil die Musik des aus Perugia stammenden Kastraten, der bei Virgilio Mazzochi in die Gesangschule ging und das Komponierhandwerk bei Monteverdi und Cavalli lernte, von so überragender Qualität wäre, dass einem die Ohren schon von der Lektüre der unvollständig überlieferten Noten heiß würden.

Sondern weil diese jüngste Barockausgrabung der Potsdamer Musikfestspiele in einer so pulsierenden, perfekt besetzten und intelligent inszenierten Produktion über die Rokokobühne des Neuen Palais ging, dass man die tour d’amour am liebsten gleich noch mal durchmessen hätte. Aber der Reihe nach.

Die Verpflichtung der Arpeggiata-Gründerin Christina Pluhar war gewiss der entscheidende Coup. Die resolute, von der Laute aus dirigierende Österreicherin kennt alle Kniffe des frühbarocken Musizierens und schreckt nicht davor zurück, (oft nur) lückenhaft verfügbares Material nach historisch informierter Herzenslust aufzubereiten. Für das ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt August 2011
Rubrik: Magazin, Seite 70
von Albrecht Thiemann

Weitere Beiträge
Gut gemeint reicht nicht

«Amerika, du hast es besser», schwärmte schon Goethe. Voltaire hätte das ebenso bestritten wie Leonard Bernstein, der aus dessen «Candide» ein – ja, was eigentlich machte? Ein Musical? Eine Revue? Ein Lustspiel mit Musik? Als «comic operetta» wollte er die Satire auf die Leibniz’sche These verstanden wissen, dass das ganze Menschenglück auf Erden zu finden sei....

Editorial der Ausgabe August 2011

Wenn bei uns die Rede darauf kommt, werden plötzlich alle ganz still. Das, was derzeit in der Musikszene der Niederlande passiert, ist ein Super-Gau. Was er genau bedeutet, ist noch längst nicht für alle Betroffenen klar. Aber dass es sich um den schlimmsten anzunehmenden Fall handelt, steht außer Frage. Weniger ein Un-Fall als ein Un-Ding. Eine Zerstörung, wie sie...

Unterwegs in der Musikgeschichte

Was wären wir ohne Silke Leopolds Bücher über Monteverdi und Händel, ohne ihren monumentalen Überblick zum musikalischen Theater des 17. Jahrhunderts? Unter den vielfältigen Forschungsinteressen der Heidelberger Musikwissenschaftlerin nimmt die frühe Operngeschichte besonderen Raum ein. Eine ihrer zentralen und vielsträngig verfolgten Beobachtungen ist, dass Musik...