Ausgestellt
Achtlos vorbeigehen, das ist nicht so einfach. Vor allem wenn wahlweise ein bauschender Fuchspelzmantel den Körper umhüllt oder eine Seidentoga mehr andeutet als verdeckt. In diesen Premierentagen und -wochen ist Nadja Michael die Domina von Münchens Maximilianstraße. Großformatige Fotos am Nationaltheater machen’s möglich.
Emilia Marty, 337-jährige Untote aus Leos Janáceks «Die Sache Makropulos», als laszive Schlangenfrau oder herausfordernd blickende Sexbombe: Das ist perfekte PR für ein Stück, das zwar gern als Divenvehikel genommen wird, aber aus der Aschenputtel-Ecke dennoch nicht so ganz herauskommt.
Wer will also Nadja Michael diesen heftig bejubelten Erfolg nehmen? Wer sie engagiert wie jetzt die Bayerische Staatsoper, hat ja gleich vieles mitgebucht: raumfüllende Präsenz, eine verlockende Bühnenerscheinung, auch eine (Selbst-)Darstellungswut, bei der man manches willig-billig in Kauf nimmt. Immerhin: Michaels Emilia hört sich nicht ganz so gefährdet an wie ihre Salome oder Tosca. Vokale Bizarrerien gehen bei Janáceks Charakterpartie eher in Ordnung, wenngleich es auch hier zu aufgerissenen Tönen kommt, zu einer diffusen Intonation – und zum bekannten Sprachfehler.
Aber ...
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Opernwelt Dezember 2014
Rubrik: Panorama, Seite 45
von Markus Thiel
Frau Schneiderman, 1984 wechselten Sie von Heidelberg nach Stuttgart.
Ja, im Herbst vor genau 30 Jahren. Meine erste Rolle hier war die Cenerentola.
Welche Bedeutung hat das Ensemble für Sie?
Wenn man sich für eine Stadt entschieden hat, dann ist das Ensemble enorm wichtig. Es ist eben anders als bei einem Gastspiel, bei dem es zwar temporär zu einer familiären...
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Wenn Oper in der Oper zitiert wird, ist das meist Ausdruck von Komik. Hans Krása setzte noch eins drauf. Wenn er im Finale des ersten Akts seines Bühnenwerks «Verlobung im Traum» das Mädchen Sina «Casta Diva» aus Bellinis «Norma» anstimmen lässt und die Arie sich in verbaler und musikalischer Polyphonie verfängt, ist das ein virtuoses Doppelspiel mit Komik und...
