Aus der Mottenkiste
Ziemlich fies sind diese Nonnen zueinander, zumal dann, wenn eine von ihnen es wagt, eine Ahnung der eigenen Körperlichkeit, womöglich gar unerlaubte Gelüste des Eros zu entwickeln. Das Keuschheitsgelübde aufzuweichen, zieht härteste Strafen nach sich. Das scheinbar so menschenfreundliche Matriarchat braucht Macht so sehr zum Überleben wie das Pendant des Patriarchats. Die Vorzüge des Mutterrechts vor der bekanntermaßen brutalen Männerherrschaft sind nur mehr relativ.
Ein Idyll der Naturreligion, in dem die Oberpriesterin verzückt der Mondgöttin huldigt und ihre Druiden friedlich froh im Einklang mit den ewigen Gesetzen leben, ist der Wald mitnichten. Norma muss ihre «Casta Diva»-Cavatina in einem Container anstimmen. Kriegsgefahr lauert allerorten – nicht nur im Kampf gegen die verhassten Römer, deren Vertreter schon mal mit einem Kanister Öl übergossen, angezündet und ins Jenseits befördert werden. Auch innerhalb des gallischen Dorfes kriselt es gewaltig. Papa Oroveso übt ordentlich Druck auf Tochter Norma aus, nun endlich zum Angriff gegen die Besatzer zu blasen. Martialisch – und an der Hamburgischen Staatsoper zu Recht ohne die von Vincenzo Bellini für die Mailänder ...
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Opernwelt Mai 2020
Rubrik: Panorama, Seite 43
von Peter Krause
Jubilare
Kein zweiter Autor hat «Opernwelt» so lange ohne Unterbrechung «beliefert» wie Gerhart Asche. Die Leidenschaft für das Zusammenspiel von Text und Musik war bei dem Bremer bereits voll ausgeprägt, bevor er 1976 als bis heute aktiver ständiger Mitarbeiter diese Zeitschrift zum ersten Mal um Rezensionen, Reportagen und Künstlergespräche bereicherte. Dass...
Einen «Blödsinn sondergleichen» hat Marcel Reich-Ranicki «Die Räuber» einmal genannt – und doch bekannt, dass er Friedrich Schillers Dramenerstling, diese «Explosion der Jugend», liebe. Das Problem der selten gespielten Oper, die Giuseppe Verdi und sein Librettist Andrea Maffei im Jahr 1847 daraus gemacht haben, ist, dass sie die, mit Reich-Ranicki, «ungeheuerliche...
25. Februar ‒ She
Die ersten Atemmasken und schwarzen Plastikhandschuhe auf dem Frankfurter Flughafen hinterlassen ein ungutes Gefühl. War es das jetzt mit der Normalität, frage ich mich zu einem Zeitpunkt, als von Ladenschließungen, Ausgehsperren, Grenzschließungen und Massenquarantäne in Europa noch keine Rede ist. Ist das schon «She», die Seuche, das...