Zarina Abaeva (Mimì); Foto: Festspiele/Andrea Kremper
Apotheose der Genauigkeit
Der Seufzer ist bekannt: Mit seiner Oper habe er sich die «Märtyrerkrone» erworben, klagte Beethoven. Das Projekt führte zuerst zu einem Misserfolg und zuletzt, knapp zehn Jahre später, zu einer Fassung, die sich bemüht, «Leonore» angesichts veränderter gesellschaftlicher, politischer und letztlich mentaler Voraussetzungen neu zu denken – und als «Fidelio» auch neu zu verkaufen. Dass die erste Version von 1805 nur eine rudimentäre, noch unausgewogene ist, wird heute niemand mehr behaupten.
Das blieb gängige Meinung, so lange man «Fidelio» als Fest- und Feierstück diesseits und jenseits des Zweiten Weltkriegs missbrauchte. «Durch Nacht zum Licht» ging immer: Die Fassung von 1814, bei der die Figuren ihres individuellen Kerns beraubt sind und als Ideenträger herhalten müssen, bot sich zur Selbstfeier verschiedenster Regimes an. Trotzdem war die frühe Version nicht ganz vergessen. Im Wien der Nachkriegszeit wurde sie von Hilde Zadek und Anton Dermota gesungen, zwei prominenten Stützen des Staatsopernensembles. Herbert Blomstedt hat sie 1976 für die Schallplatte aufgenommen – in Dresden, wo sie kürzlich bei den Musikfestspielen 2017 unter Ivor Bolton gefeiert wurde. John Eliot ...
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Opernwelt Januar 2018
Rubrik: Im Focus, Seite 8
von Stephan Mösch
«Ein garstig Lied! Pfui! Ein politisch Lied – ein garstig Lied!» Das Wort des Mephisto aus Goethes «Faust» diente als Keule, die gegen Hanns Eisler geschwungen wurde, den Komponisten agitatorischer Lieder und insbesondere der DDR-Nationalhymne. Der Schönberg-Schüler hatte anno 1935 verkündet, «das Kampflied» sei das «einzige Volkslied des Proletariats».
Für ihre...
Vorsichtig, etwas wackelig schritt er auf die Bühne, der Gleichgewichtssinn machte nicht mehr richtig mit. Doch getragen wurde er, der so breit ins Auditorium lächelte, von einem Tsunami der Sympathie. Ohrenbetäubender, auch ungläubiger Jubel, Standing Ovations – ein letztes Mal kehrte Dmitri Hvorostovsky im Mai dieses Jahres zurück. Alle Kraft nahm er zusammen, um...
Vor dem Teatro Massimo steht eine mit großen Bildschirmen ausgestattete Bühne. Wird Salvatore Sciarrinos «Superflumina» (2011) etwa live nach draußen übertragen? Das wäre doch mal etwas, der gewaltige Einsatz würde sich vielleicht sogar lohnen. Ein groß besetztes Orchester braucht man für das Stück, einen starken Chor, jede Menge Probenzeit – und diesem Aufwand...
