Wenn der Hirsch zweimal röhrt: Craig Colclough (Falstaff), Jacquelyn Wagner (Mrs. Alice Ford); Foto: Theater/Annemie Augustijns

Alles ist Wald auf Erden

Delikatesse und Diskretion: Christoph Waltz stellt an der Opera Vlaanderen mit Verdis «Falstaff» seine zweite Opernregie vor, musikalisch hinreißend durchgestaltet von Tomáš Netopil

Opernwelt - Logo

Von den vielen Bäumen, die ein Opernregisseur im dritten Akt auf seine «Falstaff»-Bühne stellen könnte, interessiert uns heute, im Fall von Christoph Waltz, erst einmal sein eigener: sein Stammbaum. Man kennt diesen wunderbaren, doppelt Oscar-prämierten Schauspieler ja von vielen Produktionen, aber dass er auch als Opernregisseur tätig ist, wissen nur wenige. Und dass er in seinem Leben eine ungewöhnliche musikalische Prägung erlangte, das ist geradezu Privatgeheimnis.

Christoph Waltz’ Mutter ist die Bühnen- und Kostümbildnerin Elisabeth Urbancic, die sich nach dem Tod ihres ersten Ehemannes (Johannes Waltz) dem Komponisten und Kapellmeister Alexander Steinbrecher zuwandte und ihn auch heiratete. Steinbrecher war ein Meister der leichten Muse, arbeitete oft mit Peter Alexander zusammen, erfand einige wunderbare Wiener Lieder, doch war er das Gegenteil des Schmieranten. Steinbrecher lobte stets den Geist des Handwerks und der rechtschaffenen Kunstausübung – von dieser Gesinnung im Elternhaus bekam der junge Christoph Waltz einiges ab und mit. Steinbrecher war kein doktrinärer Stiefvater, sondern ein Ermunterer, animierend und anregend (übrigens war Steinbrecher einige Jahre zuvor der ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Februar 2018
Rubrik: Im Focus, Seite 8
von Wolfram Goertz

Weitere Beiträge
Weise lächelnd

Ein Hauch von Otto Schenk liegt in der Luft. Das schmucke Stadtpalais mit Wintergarten ist 19. Jahrhundert pur. Als Arabellas chancenloser Verehrer Graf Elemer ihr darin im reinsten Richard Wagner-Outfit seine Aufwartung macht, wähnen wir uns gar in der Zürcher Villa Wesendonck und erinnern uns daran, dass der Meister hier seine «erste und einzige Liebe» gefunden...

Ästhetischer Übergriff?

Schon vor 40 Jahren hat Hans Werner Henze gegen die wahllose Selbstbedienung des Tanztheaters aus dem Plattenschrank der Musikgeschichte polemisiert: «Es wäre mir angenehm, die Choreographen würden ihre Füße von der Musik lassen, die nicht für sie gedacht ist.» Längst haben diese «Übergriffe» aufgrund einer «mangelhaften ästhetischen Erziehung» (Henze) auch das...

Ich bin eine Vase

Herr Larsen, als ich Sie das erste Mal gesehen habe, waren Sie nackt ...
Das ist nicht weiter verwunderlich, denn seit 2004 singe ich als Osmin in Calixto Bieitos Inszenierung der «Entführung aus dem Serail» meine erste Arie unter der Dusche. Und dabei bin ich logischerweise nicht angezogen.

Zweifellos ist die Produktion auch dieses Auftritts wegen Kult geworden....