Annette Dasch als Jenny Hill; Foto: Oper Zürich/Tanja Dorendorf/T+T Fotografie
Alles ist Nichts
Leerstellen, blinde Flecken oder Sackgassen – darauf stoße man, wenn man für Amokläufe wie jüngst in Las Vegas, New York, Sutherland Springs Erklärungen suche, stellte der Kulturwissenschaftler Joseph Vogl nach den Attentaten in einem Interview fest. Das Grauen aus dem Nichts plagt die Menschen, wenn es keine Sinnzusammenhänge gibt, das Inkommensurable ließe sich eher bewältigen, gäbe es eine Erzählung.
Wie ein Kommentar zu zweifacher Leere, der offenkundigen in den Köpfen der Täter, und zunehmendem Seins- und Sinnverlusts einer Gesellschaft, wirkt die Zürcher Aufführung von Kurt Weills und Bertolt Brechts Oper «Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny» in der Inszenierung Sebastian Baumgartens, der hier mit einer packenden «Hamletmaschine» von Rihm in bester Erinnerung ist (OW 3/2016). Paradoxerweise, denn dieser Regisseur arbeitet nicht nach Masche, außer dass er das Theater lustvoll-radikal ausreizt: Spiel! Volles Maß!
Also verstößt er gleich gegen die der Partitur vorangesetzte Bitte des Komponisten: «Jeden Anklang zu Wildwest- und Cowboyromantik und jegliche Reminiszenz an ein typisches amerikanisches Milieu sind zu vermeiden.» Karita Mattila trägt im Zuge ihres Fachwechsels als ...
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Opernwelt Januar 2018
Rubrik: Panorama, Seite 48
von Götz Thieme
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