„Fühlt sich immer ein bisschen verrückt an“

Nach „Malfi!“ vor zwei Jahren in einem stillgelegten Güterbahnhof realisierte das Gerhart-Hauptmann-Theater in Görlitz mit „Gatsby!“ ein neues immersives Erlebnis und setzte dafür ein Stück alte Fabrik unter Wasser. Unser Autor sprach mit dem Intendanten Daniel Morgenroth und dem Technischen Direktor André Winkelmann über die Herausforderungen bei der Umsetzung

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Gerade noch schlugen die Wellen der Begeisterung hoch, als das Gerhart-Hauptmann-Theater in Görlitz (GHT) 2023 den alten Güterbahnhof in einen Schauplatz für immersives Theater verwandelte und das Publikum mit „Malfi!“ (nach einer Tragödie von John Webster, 1613) in ein altes Herzogtum beamte (BTR 4/2023). Nun glänzte das Haus erneut mit einer Inszenierung, in dem Zuschauende mittendrin sein durften. Diesmal im Gebäude einer ehemaligen Fabrik aus der Gründerzeit in der Görlitzer Südstadt.

Vor einem Jahrhundert florierte hier das Unternehmen Richard Raupachs, das die Tonindustrie mit Keramikmaschinen versorgte. Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte der volkseigene Betrieb VEB KEMA an alte Erfolge anknüpfen – bis zur politischen Wende. Danach leerten sich die Hallen, sie verwaisten, fielen in einen Dornröschenschlaf. Eigentümer wechselten und vor Jahren entdeckten die Theatermacher der Stadt das KEMA-Gelände für sich. „Gatsby!“, die jüngste und letzte Inszenierung des Intendanten Daniel Morgenroth am Haus, greift F. Scott Fitzgeralds Gesellschaftsroman „Der große Gatsby“ auf, der im Jahr 1925 erschien. In dem Görlitzer Fabrikgebäude ersteht ein Stück New York der Goldenen Zwanziger ...

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BTR Ausgabe 5 2025
Rubrik: Festivals und Produktionen, Seite 26
von Karsten Blüthgen

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