Ein Theater und sein Platz

Nach sieben Jahren Sanierung hat im September 2023 das Pariser Théâtre Sarah Bernhardt, ehemals Théâtre de la Ville, eröffnet. Es ist weder die erste Umbenennung noch der erste Umbau des 160 Jahre alten Hauses – diesmal ging es vor allem um die Verbindung zum urbanen Raum und zur ganzen Welt

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Das Théâtre de la Ville liegt im Herzen von Paris, direkt an der Seine. Mit dem Fluss im Rücken steht der nun 160 Jahre alte Bau rechter Hand eines Platzes, der direkt gegenüber das Théâtre du Châtelet beherbergt. Und dieser Place du Châtelet ist Teil eines sehr symbolischen Kulturprojekts an der Seine, denn das gesamte Areal soll nun der Kunst gewidmet werden. Dessen Gestaltung mit dem Bau der beiden Theater geht auf das 19. Jahrhundert und die Neugestaltung des Stadtkerns unter Georges-Eugène Haussmann (1809–1891) zurück.

Das Théâtre du Châtelet und das gegenüberliegende Haus, ursprünglich als Musiktheater errichtet und Théâtre Lyrique geheißen, waren dabei absolut baugleich, konzipiert von Gabriel Davioud (1824–1881), einem der Stararchitekten seiner Zeit und Haussmanns besonderer Liebling. 1862 eröffnet, wurde das Théâtre Lyrique 1871, während der Pariser Kommune, in Brand gesteckt, dann als Théâtre Historique wiedereröffnet, später umbenannt in Théâtre de Paris und ab 1899 von der Schauspieldiva Sarah Bernhardt (1844–1923), dem Superstar ihrer Zeit, angemietet und ein Vierteljahrhundert lang unter ihrem Namen betrieben. 

Entscheidend für das heutige Gesicht des Hauses war der ...

Technische Maßnahmen im großen Saal

Die folgenden Einblicke in die Bühnenausstattung des Théâtre Sarah Bernhardt verdanken wir Lionel Spycher, der seit einem Jahr als Technischer Direktor am Stammhaus des Théâtre de la Ville arbeitet. Zuvor war er u. a. am Hamburger Schauspielhaus (2000/2001) tätig. Nun leitet er die technischen Geschicke einer Bühne, die einige Zeit vor seiner Ankunft konzipiert wurde.

Die Bühne
Die Bühne ist 23 m breit, während das Bühnenportal von maximal 19,5 m auf bis zu 12,7 m verengt werden kann. Die Höhe des Portals beträgt 9,2 m. Zur Tiefe von 10,8 m kommt jene des Proszeniums, ein Halbkreis, der 15,3 m breit und 4 m tief ist. Die bespielbare Fläche mit Unterbau misst in der Breite 15,6 m, was eine Fläche von 168,5 m2 ergibt. Das Proszenium fügt 16,2 m2 hinzu. Der Unterbau der Hauptbühne wurde auf zwei Niveaus unterteilt, sodass die untere Etage nun als Bühnenwerkstatt genutzt werden kann. Beide Etagen unterhalb der Bühne sind 3,7 m hoch und messen 15,9 × 11,2 m, während das gleichtiefe Proszenium entweder als Orchestergraben genutzt oder bedeckt werden kann, um durch Bestuhlung die maximale Zuschauerzahl zu ermöglichen. Die Tiefe des bis zu knapp 4 m ...

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BTR 6 2023
Rubrik: Bau und Betrieb, Seite 39
von Thomas Hahn

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