Effektvolle Erzählungen

Undramatische Dramatik? Irgendwie schon: Romanüberschreibungen, Monologe, Diskurse, Performances, Gesellschaftsanalysen. Der Trend, ohne zentralen Konflikt auszukommen, schien sich vom 27. April bis zum 5. Mai beim diesjährigen Festival Radikal jung am Münchner Volkstheater weiter herauszukristallisieren. Doch undramatisch wurde es nie – zuvorderst durch die fantasievolle Unterstützung durch Bühnenbild, Ton, Licht und Video

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Unüberbietbar ist die Atmosphäre aus Kreativität und Kommunikation, Partizipation und Partystimmung auf dem Nachwuchsregie-Festival Radikal jung. Zur 18. Auflage des Festivals, das vom 27. April bis zum 5. Mai 2023 stattfand, waren dreizehn junge Regisseur:innen mit ihren Stücken eingeladen, die jeweils mit einem Nachgespräch vertieft und mit vier Late-Night-Shows angereichert wurden. Dem Auswahlkuratorium gehörten der Festivalleiter Jens Hillje, der Regisseur Florian Fischer, der Publizist C. Bernd Sucher und die Theaterkritikerin Christine Wahl an.

Als Eröffnungsstück fungierte Zwiegespräch des Literaturnobelpreisträgers Peter Handke. Die Textgrundlage besteht aus einem beredten Monolog eines greisen Autors, einem Abgesang von Theater, Gesellschaft und Leben. Regisseurin Rieke Süßkow verlagerte den Text auf die Szenerie eines stilisierten Seniorenheims, das die Bühnenbildnerin Mirjam Stengl so elegant wie abgründig gestaltet hat. Die Produktion des Burgtheaters Wien war auch zum Berliner Theatertreffen eingeladen gewesen (siehe Seite 28). Die hauseigene Produktion des Münchner Volkstheaters 8 1/2 Millionen, nach Tom McCarthys Thriller, wurde von Mathias Spaan inszeniert. In dem ...

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BTR 3 2023
Rubrik: Produktionen, Seite 34
von Eva Maria Fischer

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