Das Leid mit der Latenz

Wegen Lockdown und Corona-Abstandsregeln können vielerorts Musikensembles nicht zusammenkommen, schon gar nicht mit Publikum. Stattdessen versuchen Chöre und Orchester, sich virtuell zu verbinden – zum Beispiel mit Split-Screen-Collagen und Videokonferenzen. Remote musizieren, geht das? Ein Selbstversuch.

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Es ist der 20. März, zuletzt haben sich die Ereignisse überschlagen. Das Gros der europäischen Länder hat das öffentliche Leben schon heruntergefahren, in Großbritannien rechnen wir stündlich mit der entsprechenden Meldung. Da bringt das Philharmonische Orchester Rotterdam einen der ersten Lockdown-Clips unserer Branche heraus: Beethovens Neunte. Als der Kontrabass das bekannte Thema anstimmt, schnürt uns die Wohnzimmereinsamkeit des Musikers die Kehle zu.

Als dann dank Split Screen neben ihm die Celli erscheinen, weinen wir ein bisschen: Auch einsam kann man zusammenkommen! Der kurze Streifen ist ganz einfach gestrickt. Trotzdem berührt er noch heute, überzeugt in Klangqualität und Bildregie, wirkt frisch, natürlich, zutiefst persönlich. Er sagt: Wir sind noch da, vergesst uns nicht. Er macht Hoffnung auf Lösungen.

 

Deshalb stehen wir ein paar Tage später im Wohnzimmer und streiten uns über den Aufbau unseres „Filmsets“. Wir nehmen an einer „Abendlied“-Aktion des WDR Rundfunkchors teil. Wie im Clip der Rotterdamer sollen individuell vorproduzierte Videos zusammengeschnitten werden. Chorchef in spe Nicolas Fink hat mit der Notensatz-Software „Sibelius“ MIDI-Dateien mit Click ...

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BTR Ausgabe 3 2020
Rubrik: Thema: Kultur digital, Seite 28
von Wiebke Roloff Halsey

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