Zurück in die Adoleszenz
Nietzsche-Vorkenntnisse seien keine Pflicht, beruhigt der Abendzettel, der mit Ohrstöpseln und einer Farb -anaglyphenbrille auf dem Sitz bereitliegt, es wird laut, es wird zur räumlichen Imagination eingeladen, «inbegriffen sind zwei Zeiträume, in denen Sie entweder auf der Bühne tanzen, auf Ihrem Sitzplatz verweilen oder sich im Foyer erfrischen können». Nietzsche-Nachkenntnisse wird es, so viel sei gleich gesagt, auch nicht unbedingt geben.
Zu erratisch bleiben die Texte, und es sind doch eine ganze Menge, die hier reingepackt sind, Fragmente aus dem «Zarathustra»-Roman, die Hartmann für sich stehen lässt, nicht in einen erzählenden Zusammenhang einbindet. Er geht nicht weiter darauf ein: Der Abend wird auch kein Nietzsche-Kommentar. Was er aber, um das ebenfalls gleich zu sagen, leistet, ist eine Verbindung, eine emotionale Begegnung mit Nietzsche (wie Hartmann und Dramaturg Victor Schlothauer ihn lesen). Also ein sehr ähnlicher Zugang wie der, den wir alle hatten, als wir ihn im adoleszenten Alter mit roten Ohren zum ersten Mal lasen.
Hartmanns Nietzsche ist bei aller Härte, bei aller Not, die der Abend ausstellt, bei allem zitierten und illustrierten «Zittern, Zucken und ...
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Theater heute Juli 2025
Rubrik: Aufführungen, Seite 22
von Andreas Klaeui
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WWW.3SAT.DE
bis 14.8., Mutter
Deutschland 2022
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