Traum und Wirklichkeit
Franz Wille Neue Besen kehren gut, und man erwartet von ihnen gerne, dass sie alles anders machen. Manchmal gehört dann mehr Mut dazu, Dinge beim Alten zu lassen. Stichwort Theatertreffen: Was ändert sich nicht?
Yvonne Büdenhölzer Beim Alten bleibt das Verfahren: Eine Kritikerjury hat ihre Auswahl der zehn bemerkenswertesten Inszenierungen im deutschsprachigen Raum getroffen – und die sind natürlich neu! Das ist und bleibt das Herzstück des Theatertreffens, das Zentrum des Spielplans.
Drumherum gibt es Plattformen und Formate, die sich mehr oder weniger deutlich verändern – wie der Stückemarkt, das Internationale Forum, das TT-Blog, die Preisverleihungen – und auch Reihen, die ganz neu dazukommen. Was das TT ausmacht, ist die beständige Innovation in der Tradition. Es kann nur überleben, wenn es sich zusammen mit dem Theater erneuert, aber seine Basis bleibt.
FW Das TT wurde 1964 gegründet und hat damals in einer geteilten und stark regionalisierten deutschsprachigen Theaterlandschaft für zwei bis drei Wochen eine Art Theaterhauptstadt wiederbelebt, wie es Berlin vor dem Krieg einmal war. Braucht man das heute noch in dieser Weise?
Thomas Oberender Ob das der Kernimpuls war, bin ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Theater heute Mai 2012
Rubrik: Theatertreffen Berlin, Seite 34
von Franz Wille
Es klingt wie eine Beschwörung: «Was sie sagen, ist nicht wahr», heißt es in der gewohnt ausführlichen Regieanweisung zu Franz Xaver Kroetz’ Kinderschänder-Drama «Du hast gewackelt. Requiem für ein liebes Kind». Der Autor warnt vor der Suggestivkraft der eigenen Worte. Sein Drama ist komponiert als bizarre, mehrstimmige Rechtfertigungslitanei. Zu Wort kommen allein...
Was hat sich zehn Jahre nach der Uraufführung von Fritz Katers «zeit zu lieben zeit zu sterben» eigentlich verändert? Die DDR ist noch ein bisschen ferner, die Geschichten sind noch ein bisschen vergangener, und die Teenies der Achtziger, von denen das Stück erzählt, dürften unaufhaltsam in der zweiten Lebenshälfte angekommen sein. Was ist so besonders an dieser...
Er habe das Stück 2004 «unter dem Eindruck der Folter-Fotos aus Abu Ghraib» geschrieben, erklärt Bruce Norris im Programmheft und wirft die Frage auf, warum er seine zwischen allen Genres lavierende sozialkritische Imperialismuskomödie dann ausgerechnet in Afrika spielen lässt. Die als Weltpolizei gebrandmarkte Supermacht gehört dort ausnahmsweise mal nicht zu den...