Transformative Utopie
Am Ende fällt dann alles buchstäblich aus dem Rahmen oder vielmehr vor den Rahmen. Einen solchen hat Nadja Sofie Eiler nämlich auf die große Bühne des neuen theaters in Halle gebaut und in ihn hinein eine große Küche mit freistehender Arbeitsfläche. Im Hintergrund ein paar Fenster, rechts steht der Kühlschrank, in der hinteren linken Ecke der Herd und vorne ein Waschbecken, an dem sich die Protagonisten und Protagonistinnen ständig die Hände waschen. Nicht ohne Grund, wie sich am Ende zeigt.
Denn all das Schälen von Karotten und Kartoffeln, das Schnibbeln von Lauch arbeitet präzise auf das finale Verlassen des Rahmens hin, das hier mehr sein wird als nur ein Durchbrechen der vierten Wand.
Das ist das Setting für die deutsche Erstaufführung von «Penthesile:a:s. Amazonenkampf» der französischen Autorin MarDi in Halle in der Regie von Sandra Hüller und Tom Schneider. Es ist Hüllers Regiedebüt, gleichwohl sie in den Arbeiten des Farn Kollektiv schon mehrfach mit Schneider in kreativen Prozessen zusammen gewirkt hat. Auch mit der Penthesilea hat sie eine Vorgeschichte: 2018 spielte sie bei den Salzburger Festspielen zusammen mit Jens Harzer eine auf ein Duett eingedampfte Variante des ...
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Theater heute Juni 2025
Rubrik: Chronik, Seite 58
von Torben Ibs
RAW – drei Buchstaben, überlebensgroß aus verwitterten Stahl, stehen auf der Bühne, die zunächst noch nach vorne geschlossen ist mit einer vergilbten Fensterwand. Drei Buchstaben, die ein Rätsel aufgeben, doch dem kundigen Cottbuser sogleich einen festen Ort markieren. Sie stehen für das Reichsbahnausbesserungswerk, das irgendwann in den 1990er final abgewickelt...
Erinnern Sie sich noch? Peinlichkeiten wie «Brüh im Lichte des Glückes» oder knackige Lebensweisheiten à la «Wenn man eine Villa von der Straße sehen kann, ist es keine Villa» – derlei Überschriften kennen wir alle. Nur haben wir sie im Gegensatz zu Martin Kippenberger nicht über Jahre hinweg gesammelt und mit diesem Archiv eine Art Gesellschaftspanorama entworfen....
Im zweiten Akt sitzt der Kriegsveteran und Jahrmarktschausteller Eugen Hinkemann in einer Arbeiterkneipe mit ein paar Genossen beim Bier. Einer von ihnen, bei Ernst Toller heißt er Michael Unbeschwert, hat gerade die neue Gesellschaftsordnung in Aussicht gestellt, in der «eine vernünftige Menschheit ein glückliches Dasein» produziert. Ob das für alle gelte, will...
