Schultheater
Breit und flach ist die Bühne im Großen Haus. Ein Sofa vor einer Schrankwand. Was ist zu erwarten? Eine flache Komödie im Sitzen oder auch eine Sittenkomödie mit Aufstehen (Vulgärübersetzung von «Sitcom»)? Hinter den Klappen verbergen sich Dinge: eine Waschmaschine, ein Kühlschrank, eine Kaffeemaschine (Bühne Susanne Hoffmann). Verborgene Tiefe wird also ans Licht geholt in Marius von Mayenburgs im letzten Jahr am Berliner Ensemble deutsch erstaufgeführten Stück «Ellen Babic». Weniger Sitcom als wellmade Play, eine im deutschen Dramenkatalog eher seltene Nummer.
Neuartig ist der Stoff nicht. Kammerspieldramen über sexuellen Missbrauch im Bildungswesen gab es spätestens seit Frank Wedekinds «Musik» (1906) oder David Mamets «Oleana» (1992) immer wieder. Aktuell ist das Thema auch heute. Mayenburg nutzt den zusätzlichen Twist, den Todd Fields Film «Tar» der Thematik verpasst hat: Es ist ein lesbisches Paar, dessen eine Hälfte in den Verdacht des sexuellen Machtmissbrauchs gerät.
Astrid, eine Lehrerin, lebt seit 14 Jahren mit ihrer ehemaligen Schülerin Klara zusammen. Wolfram, der Schulleiter und Musiklehrer, kommt in Astrids Privatwohnung, um ihr mitzuteilen, dass ihr sexueller ...
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Theater heute März 2025
Rubrik: Chronik, Seite 56
von Gerhard Preußer
Tilda musste zu früh erwachsen werden. Nach dem Unfalltod ihres Schulfreundes Ivan studiert die junge Frau jetzt Mathematik, jobbt an der Supermarktkasse und muss sich von ihrer lebensfrohen Freundin Marlene Vorhaltungen machen lassen, dass sie immer noch in der Kleinstadt festsitzt. Tilda aber kann nicht weg: Jemand muss sich um ihre elfjährige Schwester Ida...
Die Cheche Gallery auf dem Gelände des Nationaltheaters platzt aus allen Nähten. Immer neue Zuschauer:innen kommen herein, setzen sich auf und neben die Hocker, die locker um eine frei stehende Badewanne und einen mit Büchern und Manuskripten überwucherten Schreibtisch gruppiert sind. Zwischen all den Menschen kniet eine leise wimmernde junge Frau, rutscht wie in...
DER FLUSS I / PROLOG
Wenn’s mir dunkel wird vor Augen, gehe ich zum Fluss.
Wenn es mich wieder mal zu wuchtig geworfen hat, schaue ich gern in den dahinziehenden Strom.
Ich mag es, wenn die Sonne ihre Strahlen in das Wasser wirft und nur ein Hauch von Licht zurückgeworfen wird.
Denn der Fluss zieht die Sonnenstrahlen mit sich fort.
Wer weiß schon, ob er sie an...
