Rumpelnder Eskapismus

Christian Friedel gibt am Schauspiel Frankfurt sein Regiedebüt mit Stanislaw Lems «Solaris», Rieke Süßkow stilisiert Jean Genets «Die Zofen»

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In der schwarzen Weite der Bühne sprechen Menschen in braungrauen 1960er-Jahre-Kostümen, die Haare hochtoupiert, aufgeregt in ihre Mikrofone. Ein neuer Planet wurde entdeckt, bedeckt von einem Plasma-Ozean, dem die Forscher:innen Intelligenz zusprechen: Solaris. Und die Menschheit sucht, einmal mehr, Hoffnung im All.

Denn was versprach in den 1960er Jahren mehr Zukunft als der Aufbruch in den Weltraum? Und so fragen sich Nachrichtensprecher:innen und Forscher: -innen in einem babylonischen Sprachgewirr: Was wird diese Entdeckung der Menschheit bringen?

So beginnt Christian Friedels Bühnenadaption von «Solaris», nach dem Roman von Stanislaw Lem, der längst Kultur- und Popgeschichte geschrieben hat. Die Fragen, die ebenfalls mehrsprachig auch auf die gewaltige transparente Gaze projiziert werden, die die gesamte vierte Wand des Großen Hauses im Schauspiel Frankfurt bedeckt, scheinen flirrend heutig – wo die irdischen Ressourcen zur Neige gehen, ganze Regionen des Planeten unbewohnbar zu drohen werden und nicht nur Tech-Mil -liardär und Trump-Einflüsterer Elon Musk von einer Zukunft auf dem Mars träumt, um dort die Ausbeutung weiterzutreiben und die Zukunft der Menschheit zu sichern. ...

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Theater heute Juni 2025
Rubrik: Aufführungen, Seite 16
von Esther Boldt

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