Mörderisches Elend
Chapeau: Wer hätte King Richard III., dem letzten Shakespeareschen Rosenkrieger, eine derart breitenwirksame Karriere zugetraut? Sowohl die Zürcher Intendantin Barbara Frey als auch der Düsseldorfer Schauspielhauschef Staffan Valdemar Holm haben den blutrünstigen Buckel-Monarchen, der sich dank weiträumigen Bruder-, Neffen- und Gattinnenmords kurzzeitig an der englischen Krone festbeißen konnte, endgültig in der Mitte der Gesellschaft verankert; vielleicht sogar ein paar Zentimeter darunter.
Die FAZ war jedenfalls nicht die einzige, die am Rhein dem Aufstieg und Fall eines lokalen «Bierzapfers» zusah, während die SZ am Zürichsee an einen «Hausmeister» dachte, der laut FR wiederum einen «Staubsaugervertreter» nach dem anderen aus dem Weg zum Firmenthron räumte.
Wie rasant sich das schurkische Identifikationsangebot tatsächlich potenziert hat, ist vor allem in Düsseldorf exemplarisch zu beobachten. Hier marschieren die Akteure im probenaffinen Casual Look auf die Bühne und grooven sich – die Türen zum Foyer sind noch offen, die Lichter im Saal noch an – erst mal sämtlich versuchsweise in die Titelrolle ein: «Jetzt folgt dem Winter unsrer Bitterkeit der Sommer unsrer Macht», murmelt ...
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Theater heute Mai 2012
Rubrik: Aufführungen, Seite 10
von Christine Wahl
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