Mainz: Staatstheater
Er habe das Stück 2004 «unter dem Eindruck der Folter-Fotos aus Abu Ghraib» geschrieben, erklärt Bruce Norris im Programmheft und wirft die Frage auf, warum er seine zwischen allen Genres lavierende sozialkritische Imperialismuskomödie dann ausgerechnet in Afrika spielen lässt. Die als Weltpolizei gebrandmarkte Supermacht gehört dort ausnahmsweise mal nicht zu den die Rohstoffe des Landes plündernden Big Playern. Trotzdem situiert der US-amerikanische Autor sein Stück irgendwo im westlichen Äquatorial-Afrika, um dort ein Genrebild der Bush-Ära zu entwerfen.
Das Ergebnis: Jane (Jele Brückner) ist ein Staffel-Star aus Hollywood, will in Afrika jetzt aber endlich mal Gutes tun. An ihrer Seite predigt Dave (Tilman Rose), ein verklemmt evangelikaler Pfarrer, der den kritischen Missionar gibt und Sex vor der Ehe ablehnt, was Jane ganz in Ordnung zu finden scheint. Beide nächtigen keusch in einem Schlafzimmer der Lodge von Don, und ausgerechnet in diesem Schlafzimmer geht dann derart die Post ab, dass man plötzlich mitten in einer Boulevard-Komödie landet.
Don (Marcus Mislin) zum Beispiel platzt immer wieder herein, treibt anscheinend dunkle Geschäfte in diesem diktatorisch-korrupten ...
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Theater heute Mai 2012
Rubrik: Chronik, Seite 62
von Jürgen Berger
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