Magazin
Von den zwanzig Kohle-Geldscheinen, auf denen das Konterfei von Oberhausens berühmtestem Kulturschaffenden Christoph Schlingensief abgedruckt ist, kann man sich einen ziemlich netten Tag in Oberhausen machen. Der könnte so aussehen: Als erstes holt man sich eine Nussecke im Café Bauer, besucht sodann die aktuelle Ausstellung der Ludwiggalerie, nimmt an einer Führung im Filmpalast Lichtburg und gleich noch im Gasometer teil, lässt sich die Augenbrauen zupfen und hat im Anschluss noch genug Kohle, um das Kohlenpott-Menü mit Getränk und Kaffee im «Gleis 51» zu verspeisen.
Man könnte für die Kohle allerdings auch vierzehn Tage ins Fitnesstudio oder zum Yoga, eine Vorstellung des Theaters Oberhausen oder den Aquapark besuchen, sich eine Schulter-Nacken-Massage gönnen, sein Antlitz fotografieren und frisieren lassen oder ein feines Schwarzwildgulasch im Restaurant Frintrop genießen.
Die für zwei Wochen vom Theater Oberhausen und der Hamburger Performancegruppe
geheimagentur eingeführte regionale Kohle-Währung verführt zu Streifzügen und Geschäftserkundungen, auf die man in einer der finanziell gebeuteltsten Städte des Ruhrgebiets nicht unbedingt von alleine gekommen wäre. Vielleicht ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Theater heute Mai 2012
Rubrik: Magazin, Seite 68
von Natalie Bloch
Was treibt die Briten um, wenn die Luft wärmer wird? Natürlich: Love is in the air. Oder auch nicht. Uninvited Guests verlesen im Southbank Centre Liebesbriefe an Londoner, im Hampstead Theatre und dem Barbican inszenieren Katie Mitchell und Improbable Liebeserklärungen an den Internationalen Gerichtshof und an Kleinst-Anarchen – und im Hampstead Studio werfen...
Angesichts der großen Erregung, die jedesmal durch die Gesellschaft geht, wenn ein Fall von Kindesmissbrauch publik wird, ist es erstaunlich, wie ungestraft große Dichter davonkommen, wenn sie solchen Neigungen im wirklichen Leben oder in ihren Texten nachgehen. Dass Edgar Allen Poe seiner 13-jährigen Cousine nachgestellt hat und sie schließlich heiratete, ist...
In dem Film «Der Junge mit dem Fahrrad» der belgischen Brüder Jean-Pierre und Luc Dardenne passiert etwas Unerhörtes. Vier Mal, stets nur ganz kurz, rauscht der Beginn des zweiten Satzes von Beethovens 5. Klavierkonzert auf. Das Adagio setzt die Antithese zur krassen sozialen Realität. Ähnliches passiert im Kleinen Haus des Düsseldorfer Schauspiels, wo Felix...