Köln: Schauspiel
Die drei Männer mit dem Dauergrinsen verbreiten schon in der dreißigsten Minute bräsige Behäbigkeit und inkontinente Ironie, als sich dann doch etwas tut. Man hatte alle Zeit der Welt. Sportliche Provokation von Zuschauergeduld und latentes Versprechen eines herausgezögerten Vorhabens hielten sich zwar in einigen guten Momenten die Waage, aber meist wurde jeder Satz, jede Körperposition mit der Haltung angefeuchtet, dass man sie bloß nicht ernst nehmen möge. Dann wird endlich das Register gewechselt.
Aus der Andeutung eines auf 33 abgespielten, aber auf 45 aufgenommenen Werkstattgespräches über irgendein modulares, aus präparierten, aber nicht notwendig auch realisierten Elementen bestehendes Experimental-Improvisationsprojekt, wird jetzt full blown Fernsehparodie.
Regisseur Nicolas Stemann und seine beiden Musikerkumpel Sebastian Vogel und Thomas Kürstner und ihr Talk-Show-Set weichen einer kindisch aufgekratzten Problemfamilien-Soap und ihren Darstellern. Es geht zwar an diesem Abend eigentlich um den so genannten demografischen Faktor, hier vor allem verstanden als das Problem, dass immer weniger Erwachsene in Zukunft immer mehr Rentner finanzieren müssen – aber das hindert ...
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Theater heute Mai 2012
Rubrik: Chronik, Seite 60
von Diedrich Diederichsen
Eigentlich ein Routinetermin. Seit fast zwei Monaten war ein Interview zur Situation der Berliner Theater mit Kulturstaatssekretär Schmitz vereinbart, der für den nebenberuflichen Kultursenator und Regierenden Bürgermeister Wowereit seit mehr als fünf Jahren hauptamtlich den Kulturkarren der Hauptstadt zieht. Inzwischen hatten sich einige hakelige Themen...
Gedanken lesen können nur Wahrsager. Allen anderen bleibt die Literatur, wo sich der innere Monolog großer Beliebtheit erfreut. Der Wiener Autor Xaver Bayer (geb. 1977) etwa begibt sich in seiner 120-Seiten-Erzählung «Wenn die Kinder Steine ins Wasser werfen» (2011) für ein paar Stunden in den Kopf seines Protagonisten und zeichnet in einem einzigen langen Satz...
Aufführungen
In Friedenszeiten entwickelt sich das Kasino am Schwarzenbergplatz, seiner Historie durchaus gemäß, zum Geschichts-, Kriegs- und Gewaltforschungsschauplatz der Wiener Burg. Der Flame Jan Lauwers inszeniert dort Albert Camus’ «Caligula», und Intendant Matthias Hartmann fügt seinen «Krieg und Frieden»-Studien «Das trojanische Pferd» in einer Fassung von...