Kein Trost
Der eine fordert von seinen drei Töchtern einen öffentlichen Liebesbeweis, der andere von Hunderttausenden Staatsbeamten Loyalität oder Kündigung. Der eine kompensiert Machtverlust mit Übergriffen auf Bedienstete, der andere mit einem Sturm aufs Kapitol. Der eine bezeichnet die Vagina, insbesondere die seiner Töchter, als «Hölle» und «Schwefelloch», der andere … ach, ist ja alles bekannt und muss nicht immer reproduziert werden.
«König Lear» kann jedenfalls in den Misogynie-, Willkür- und Machtmissbrauch-Charts nur verlieren, gemessen an der politischen Realität der Ära Trump. Was sollte im Jahr 2025 eine Groteske – denn als solche verstehen Regisseur Ev -geny Titov und sein Team Shakespeares Tragödie – noch zuspitzen? Schlimmer, wie sollte deren Ende, das provokant jeden Trost verweigert, heute noch irgendjemanden traurig machen?
Titov setzt im Finale seiner Königsdramen-Trilogie am Schauspielhaus Düsseldorf auf opernhafte Bilder: den erschlagend hohe Thronsaal von Etienne Pluss, der in seiner Gigantomanie das Entgleisen der Mächtigen vorwegnimmt; die kalten Herrscherinnen Goneril (Jenny Schily) und Regan (Friederike Wagner) ganz in Schwarz, wie sie sich im Streit mit ihren ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Theater heute April 2025
Rubrik: Chronik, Seite 57
von Cornelia Fiedler
Kleiner Weltuntergang gefällig? Bitte sehr! Gerade nimmt ein netter Mega -sturm Kurs auf Westeuropa, der alles ratzekahl wegfegen wird bis unters Fundament, Mensch und Tier eingeschlossen. Soweit die Annahme in Theresia Walsers «Die Erwartung», die ausgewähltes Mittelstandspersonal beim letzten Packen und Flüchten ausführlich zu Wort kommen lässt.
Von oben nach...
Mehr Steuern, weniger Ausgaben. Frankreich geht es nicht anders als anderen Ländern, es muss gespart werden. Mit Ach und Krach und viel zu spät hat Premier François Bayrou seinen Staatshaushalt durchgedrückt, der 50 Milliarden Euro einbringen soll, 20 Milliarden über zusätzliche Steuern, 30 Milliarden durch Kürzungen in den Ministerien. Für die Kultur bedeutet das...
Eins haben die beiden Frauen gemeinsam: Prinzessin Cezaria und Heilsarmistin Johanna Dark werden in ihrem Kampf gegen Gewalt und Rechtlosigkeit missbraucht und bezahlen dafür mit dem Leben. Cezaria, die gegen die rassistische Mordlust ihrer Mutter rebelliert, bemerkt zu spät, dass sie damit weißen Männern wieder zur Macht verhilft, die sie zum Dank enthaupten. Und...
