In seichten Gewässern
Jelinek-Inszenierungen waren lange eine knallbunte, aber triste Angelegenheit. Regisseur:innen wollten es der Autorin recht machen, die in ihrem programmatischen Essay «Ich möchte seicht sein» (1983) ihre Ästhetik offenlegte. Jelineks Lob der maximalen Oberflächlichkeit forderte: keine Psychologie, keine tiefe Bedeutung, Theater als Modenschau.
Zwei völlig andersartige Inszenierungen aber sollten die Rezeption nachhaltig prägen: Jossi Wieler zeigte 1994 mit «Wolken.Heim», welche Kraft Jelinek-Texte entwickeln, wenn man sie leise inszeniert und auf verpönte Figuren setzt.
Frank Castorf legte ein Jahr später mit «Raststätte oder Sie machens alle» das Gegenteil vor, das aber genauso gut funktionierte: Er arbeitete sich am Stoff ab, ging auf Konfrontation mit der Autorin. Spätestens seit damals weiß man: Jelinek bedienen zu wollen, ist meist keine gute Idee. Das hat die Autorin auch längst selbst eingesehen, die auf Regieanweisungen verzichtet und den Theatern freie Hand lässt.
Warum dieser Exkurs? Claudia Bauer hat am Wiener Volkstheater noch einmal ausprobiert, wie es denn ist, wenn man Jelineks programmatischen Aufsatz übers Seichtsein beim Wort nimmt. «Krankheit oder Moderne ...
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Theater heute Juni 2025
Rubrik: Chronik, Seite 62
von Karin Cerny
Was ist das denn? Keine Personenangabe. Keine Orts- und Zeitangabe. Stattdessen eine 4-Spalten-Tabelle mit Nummerierungen von 1 bis 241 – und das gleich zwei Mal: Eben «2×241 Titel doppelt so gut wie Martin Kippenberger» von der Frankfurter Hauptschule. Und zwei Regieanweisungen: «Gesprochen» steht über der einen Spalte, «Projiziert» über der anderen.
Ein paar...
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