Im Zwinger
Alles ganz schön eng hier. Die Stuhlreihen für die Zuschauer, der Denkhorizont im Dorf, das Hundegeschirr, die Fluchtwegschluchten. Umhegt wird die Enge von Maschendrahtzaun, mindestens mannshoch, die Gittertüren scheppern im Geviert. Ein Land wie ein Zwinger, raus oder rein geht’s niemals unkontrolliert.
Andererseits: Alles ganz schön clean hier.
Die beiden Granitplattenpodeste, die Ausstatterin Kristin Buddenberg mitten in die intime Nebenbühnenarena der Berner Vidmarhallen geschichtet hat, sind oberfächenblank poliert, und sollte sich ein Fleck zeigen, zum Beispiel auf dem fetten Fahnenpfosten, der aus dem Podest stakt, dann spuckt Armin im hohen Bogen drauf und wienert das Metall. Als gäbe es für ihn noch etwas zu gewinnen in diesem niemals ausgelobten, aber oft befeuerten Mentalitätswettbewerb mit dem einen Ziel: Unsere Schweiz muss sauber bleiben.
«Schimmernde Schluchten» heißt das Stück, Anaïs Clerc die Autorin. Die 33-Jährige war 2023/24 Hausautorin am Schauspiel Bern, sie hat ihren Stoff lose an einen Fall aus ihrem bilingualen Heimatkanton Fribourg geknüpft. Vor Jahren wurde dort auf dem Land ein Internat in ein Bundesasylzentrum umgewandelt. Ortsansässige entzündeten ...
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Theater heute Juni 2025
Rubrik: Chronik, Seite 55
von Stephan Reuter
Auf den ersten Blick scheint es dem israelischen Dramatiker Hanoch Levin um die Komödie einer dezent gestörten Familie zu gehen, als er Spielfiguren ins Rennen schickte, die entfernte Verwandte von Becketts existenzialistischen Vergeblichkeitsclowns sein könnten. Das war 1972, Israels Premierministerin hieß Golda Meir, und der Sechstagekrieg, in dessen Verlauf...
Am Ende fällt dann alles buchstäblich aus dem Rahmen oder vielmehr vor den Rahmen. Einen solchen hat Nadja Sofie Eiler nämlich auf die große Bühne des neuen theaters in Halle gebaut und in ihn hinein eine große Küche mit freistehender Arbeitsfläche. Im Hintergrund ein paar Fenster, rechts steht der Kühlschrank, in der hinteren linken Ecke der Herd und vorne ein...
Das Lied ist ein Ohrwurm. Auch noch Stunden nach dem Theater saust es im Kopf herum, dieses «Heidi-tschimmela-tschimmela-tschimmela-tschimmela bumm» aus dem 1948er Karnevalslied «Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien», das seinerzeit zumindest im Rheinland fast die Funktion einer Nationalhymne übernommen hatte. Zum Thema hatte der Song die Tatsache der drei...