Im Körpergeschäft
«Keyboard, Flöte, Kartoffelbrei» und «Fieber, Summen, Sorge» heißt es, unterbrochen von «Fernsehverbot, Brettspiele und ‹Trinkflasche, nicht beschriftet›». Zwei Performerinnen bewegen sich dazu im Kreis, krabbeln zunehmend erschöpft über ein paar zusammengeschobene Stühle. Zwischendurch stimmen sie ein Kinderlied an und rufen panisch: nach den Ballettschläppchen, der Regenhose, dem Babydino. Muttersein, das erzählt diese treffende, tragisch-komische Szene in Sarah Frankes Inszenierung von «Milch & Schuld» ist eine Endlosschleife.
Ist nicht nur beglückend, sondern auch zehrend und zermürbend, ist ein Zustand, fremdbestimmt zwischen Küche, Kita, Kinderliedern. Von wegen: «Wenn sie dich anlächeln, ist alles wieder gut.»
Muttersein, das konstatiert Sina Ahlers, Jahrgang 1990, Stückautorin und junge Mutter, ist Arbeit. Außerdem womöglich unerfüllte Sehnsucht, Frustration, Erschöpfung und auch ein Geschäft. Schließlich ist Leihmutterschaft das Thema, das die Autorin in ihrem in Kassel uraufgeführten Werk in den Fokus rückt. Ein Geschäft, «das der ganze Körper verrichtet.»
Behutsam erzählt Ahlers darin von einer nicht näher charakterisierten Zartie, die als Leihmutter arbeitet, und einer ...
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Theater heute Februar 2025
Rubrik: Chronik, Seite 58
von Katrin Ullmann
Als ich zum Theater ging, hatte ich keine Wunschvorstellung vom Theater. Ich bin ein Straßenkind mit einer lauten Stimme gewesen. Meine Spielplätze waren Ruinen, meine Höhlen aus Laub. Mein Vater war Inspizient und Schauspieler in Hamburg. Fast täglich begleitete ich ihn ins Theater, um die Vorstellungen anzusehen. Meistens hinter der Bühne. Neben dem...
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Langsam kommt sie in Fahrt, die neue Direktion Stefan Bachmann an der Burg. Und «langsam», das bedeutet auch, dass sie mit Inszenierungen punktet, die sich Zeit nehmen. «Nur ned hudeln», heißt es in Wien, nichts überstürzen. Mit dieser Devise fahren beide ausgezeichnet: die slowenische Regisseurin Mateja Koležnik, die sich im Akademietheater Nikolai Gogols...
