Geben? Nehmen!
Und die Bibel hat doch nicht recht. «Gebet, so wird euch gegeben», beschwor der Apostel Lukas im Namen des Herrn die Gläubigen und säte den Samen für einen Tatbestand, der heutzutage als «Bestechung» firmiert. Denn die menschliche Natur unterwarf sich höchst selten dem von Lukas gepriesenen Gebot des absichtslosen Gebens, dem die Belohnung, notfalls nach dem Tode, folgen werde. (Und absichtslos konnte es, genau genommen, nachdem das christliche Versprechen einmal ausgesprochen war, ja schon nicht mehr sein.
) Der Durchschnittsmensch gibt in der Regel eher, wenn die Bilanz seiner Spendierfreude schon im Diesseits aufgeht.
Auf dieser unschönen, aber realitätsgerechten Einschätzung basiert bereits die Erbschleicher-Komödie «Volpone» des Shakespeare-Rivalen Ben Jonson von 1606. Der schwerreiche Venezianer Volpone hat daraus eine lukrative Geschäftsidee entwickelt. Mit Hilfe seines intrigebegabten Dieners Mosca hat er die Fama seines nahen Todes verbreiten lassen, was in den «Freunden» des Kinderlosen eine sagenhafte Gebefreudigkeit auslöst. Als Belohnung winkt die Erbschaft, und keine Schweinerei scheint zu abgelegen, um den Status des Alleinerben für sich zu sichern. Viehisch benehmen ...
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