Frauen schreiben Frauen
Von wegen Geschichte wiederholt sich nicht! Wer redet heute noch von Fortschritt, zumindest in einem Stück, das ganz programmatisch «Replay» heißt? Und damit auch niemand auf falsche Gedanken kommt, hat Yael Ronen ihrem neuen Werk an der Berliner Schaubühne einen kleinen Erklärbär-Monolog vorgebaut, in dem sich eine Lotte, die an der Schwelle zur Me -nopause steht, über ihren Gynäkologen beschwert, der ihr zum Trost ein Rezept verabreicht für ein Buch: «The Forth Turning» von William Strauss und Neil Howe, zwei US-Historikern, die 1997 darin die These aufgestellt haben, dass sich
amerikanische Geschichte in 80-jährigen Zyklen wiederholt, der Einfachheit halber eingeteilt in je vier 20-Jahres-Phasen, entsprechend den vier Jahreszeiten, also Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Zuerst etabliert sich eine zivile Ordnung, dann wird sie übermütig, dann folgt eine Krise, schließlich Zusammenbruch und neue Ordnung. Unnötig zu erwähnen, dass wir uns gerade in der letzten Ecke befinden.
Die akademische Reaktion auf ihre These war eher geteilt. Die freundlicheren Reaktionen reichten von «mutig» bis «hohe Vorstellungskraft», die unfreundlicheren von «unwissenschaftlich» bis «verschroben» und ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Theater heute Februar 2025
Rubrik: Aufführungen, Seite 8
von Franz Wille
Da steht er nun, die Beine breit, Gesicht zur Wand, den Hintern entblößt, und eine Geheimpolizistin scannt den sonst auf gut gepolsterte Bürostühle vertrauenden Allerwertesten des Versicherungsangestellten mit ihrem Smartphone kaltschnäuzig ab. Geht auch gleich viral, das Filmchen. Auf die Klicklust der Community ist Verlass, solange die Bilder die Basic Instincts...
Langsam kommt sie in Fahrt, die neue Direktion Stefan Bachmann an der Burg. Und «langsam», das bedeutet auch, dass sie mit Inszenierungen punktet, die sich Zeit nehmen. «Nur ned hudeln», heißt es in Wien, nichts überstürzen. Mit dieser Devise fahren beide ausgezeichnet: die slowenische Regisseurin Mateja Koležnik, die sich im Akademietheater Nikolai Gogols...
Schauspieler können nicht stottern. Besser gesagt: Sie wissen nicht, wie man Stottern richtig spielt. «Typisch ist, dass sie nichts anderes machen, als Silben zu wiederholen», sagt Marianne Vlaschits. Ihr Stottern sei viel zu regelmäßig, es fehlten die langen, verstörenden Pausen. «Das Elementare am echten Stottern ist ja, dass der Rhythmus total zerstört wird.»
Vl...