«Don’t be an asshole»
Was wäre das Theater ohne Fami - lienfeste? Jedenfalls um einen dramaturgischen Hotspot ärmer. Kaum jemand geht enthusiastisch dorthin, kaum jemand fühlt sich da wirklich unter seinesgleichen, was sich übers Jahr an identitärer Entwicklung entfaltete, wird von verlangsamten Onkeln und Tanten unerbittlich auf den Status quo ante zurückgesetzt: «Was hast du nur mit deinen schönen langen Haaren gemacht?»
So geht es zumindest Colin (Valerie Tveiten).
Aus Versehen spricht Ariana, die kleine Schwester (Nia Feldmann), ihn – oder besser them? – am Esstisch mit dem neuen Namen an, was zum weihnachtlichen Eklat führt. «Ich han gmeint, ich seg s Problem LOL» (Ich dachte, ich sei das Problem LOL), sagt mal eine:r der jungen Leute auf der Bühne, und es trifft den Punkt präzis, an dem sie stehen zwischen Selbstfindung und Selbstermächtigung. Die Familie macht es nicht in jedem Fall leichter, die eigene neue Family ist noch zu finden.
Colin und Ariana tun das Klassische, sie gründen eine Selbsthilfegruppe. Und sie verfassen ein Awareness-Konzept für den nächsten Brandherd, an Ostern. Es wird ein kiloschweres, seitenreiches Handbuch, das sie später auch wirklich auf die Bühne schleppen, und es ...
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Theater heute Mai 2025
Rubrik: Aufführungen, Seite 21
von Andreas Klaeui
In dem Text «Asche» von Elfriede Jelinek werden auf vielfältige Weise grundlegende philosophische und existenzielle Fragen über die Welt und das Sein aufgeworfen. Ein zentraler Themenkomplex betrifft die Natur der Welt und der Realität. Es wird gefragt: «Welche Anzahl von Welten nehmen wir an? Wie viele davon habe allein ich schon verbraucht?» Diese Frage deutet...
Elfriede Jelinek, «Asche»
Schon der Titel macht wenig Mut –und Elfriede Jelineks «Asche» seinem/ihrem Namen alle Ehre: Verlust und Niedergang auf vielen Ebenen. Da wäre der Tod des Lebensgefährten, den das dramatische Ich erleben muss, das bei Elfriede Jelinek immer eine komplizierte Angelegenheit ist. Da wären die allfälligen Alterungs- und Zerfallsprozesse am...
Die Wiener Autorin Maria Lazar ging 1933 ins Exil nach Dänemark und Schweden, wo sie sich, unheilbar erkrankt, 1948 das Leben nahm. Ihre in Vergessenheit geratenen Romane und Stücke werden seit einigen Jahren wieder -entdeckt, der um ihr Werk bemühte Verlag heißt passenderweise «Das vergessene Buch». Auch das Schauspielhaus Graz, wo Kanonerweiterung zum...
