Der Wrestling-Plan

Kathrin Röggla «Kein Plan – Kafkas Handy» (U) im Theater an der Ruhr Mülheim

Theater heute - Logo

Es waren einmal vier Jugendliche, deren Eltern verfuhren sich in einem deutschen Gewerbegebiet. Und ließen ihre Kinder einsam auf der Rückbank zurück. Eine geradezu märchenhafte Alptraum-Situation serviert Katrin Röggla in ihrem neuen Stück «Kein Plan – Kafkas Handy» am Theater an der Ruhr, ausgerechnet einen Abend vor der Bundestagswahl – jene renommierte Autorin, die sonst zum NSU-Verfahren schrieb und sich aktuell dem Reichsbürger-Prozess widmet. Im Gegensatz zu den pragmatischen Role Models Hänsel und Gretel meckern die Kinder in «Kein Plan» erstmal.

Über ihre Eltern, die keinen Plan haben. Die ihre Navis nicht updaten, den Kindern aber mit Handyentzug drohen. Alles besser wissen wollen, während man ihnen alles erklären muss. «Sie denken nur im Bewahrstatus und verlieren den Boden unter den Füßen.» Und vermutlich stehen die Eltern für Gesamtdeutschland der Gegenwart und seine orientierungslosen Bürger.

Natürlich erweist sich, dass die jugendli -chen Digitalzombies «Asta», «Bof», «Cringe» und «Deepl», wie sie bei Röggla heißen, auch nicht viel lebenstüchtiger sind, als sie sich auf einmal im Nirgendwo einer Industriebrache zurecht -finden müssen. Vier Wesen (Fabio Menendez, ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute Mai 2025
Rubrik: Chronik, Seite 60
von Dorothea Marcus

Weitere Beiträge
Endspiele, aber nicht zu perfekt, bitte!

Nein, Liebe auf den ersten Blick war es nicht und scheint es auch auf den letzten Metern nicht mehr geworden zu sein zwischen Claudia Bauer, kampferprobte Hausregisseurin am Münchner Residenztheater, und dem Männerstück «Warten auf Godot», in dem die beiden Tramps Wladimir und Estragon zusammen mit dem Sklaventreiber Pozzo und seinem Diener Lucky die ganze...

Der Dichter als Schwein

Als die Schwedische Akademie anruft, ist Jacob McNeal gerade bei seiner Internistin. Das ist ein Glück, denn die Nachricht, dass er den Literaturnobelpreis gewonnen hat, hätte er sonst womöglich nicht überlebt. Er zittert am ganzen Körper, beginnt zu hyperventilieren und beruhigt sich erst, nachdem die Ärztin Erste Hilfe geleistet hat.

In der nächsten Szene ist der...

Die Zeit wartet nicht

Mangelnde Voraussicht ist Lars Werner nicht vorzuwerfen. Sein schon vor einem Jahr beim Heidelberger Stückemarkt vorgestelltes Stück «Die ersten hundert Tage» spielt durch, was in Deutschland passiert, wenn eine extreme Rechte an die Regierung kommt. Zuallererst – siehe der Stücktitel – geht es gegen LGBTQ+, Diversity, Migranten, Linke, die einschlägig...