Der Kraftpunkt der Welle

Für Timur Frey ist es ein Jahr der ersten Male: Mit seiner ersten Hauptrolle kommt der junge Spieler direkt zum Theatertreffen. Eine Begegnung

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Im langsamen Rhythmus eines Metronoms geht Connor die Treppe herunter, Schritt für Schritt. Seine Arme pendeln taktgenau mit, Bewegungen, die den Körper im roten Lackkostüm wie fremdgesteuert wirken lassen in diesem monströsen Stück, in dem Gewaltakte und Grenzüberschreitungen vollzogen werden als seien sie Rituale.

«Double Serpent», das Auftragswerk zum Auftakt der neuen Intendanz von Beate Heine und Dorothee Hartmann am Staatstheater Wiesba -den, handelt von Lust und Gewalt, von Demütigung und Zärtlichkeit – und von Vaterfiguren, die mit dem Leben, das ihnen anvertraut wird, mit grausiger Willkür verfahren (siehe TH 12/24). Geschrieben hat es Sam Max, inszeniert wurde es von Ersan Mondtag. Der Mut, den die Intendantinnen mit dieser verstörenden Eröffnungsinszenierung an den Tag legten, wurde belohnt und die Inszenierung zum Theatertreffen eingeladen.

Timur Frey spielt diesen Connor, diesen Versehrten und Sehnsüchtigen, mit einer großartigen Ambivalenz. Er wirkt jung und alt zugleich, erfahren und naiv, wissend und offen bis in die Poren. Sein Connor lässt sich auf die Gewaltorgien ein, weil er weiß, was kommen wird, und versucht in der Entscheidung zur Unterwerfung seine ...

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Theater heute Mai 2025
Rubrik: Akteure, Seite 40
von Esther Boldt

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