Der Grenzgänger

Zum Tod von Hartmut Krug

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Berlin, Anfang der achtziger Jahre. Eine Handvoll Kritiker, mehr ist es nicht, besucht auch Schauspielpremieren im Ostteil der Stadt, seit der Biermann-Ausbürgerung ist das kulturelle Tauwetter vorbei. Seine prägenden Regisseure (Besson, Berghaus, Dresen, Tragelehn, Karge/Langhoff ) haben die DDR ein für alle Mal oder «nur» zum Arbeiten, verlassen, ein paar jüngere (Jürgen Gosch, Herbert König) packen die Koffer, Mittelmaß, Biedersinn und Pseudokritik machen sich breit, Unangepasstes findet immer seltener statt.

In der DDR-Provinz öffnen sich gelegentlich Freiräume, meist nur für eine einzelne Inszenierung und ohne Zaungäste von «drüben». Über Theater außerhalb der «Hauptstadt» berichtet ein West-Kritiker nahezu im Alleingang: Hartmut Krug.

Ein paar Mal sind wir zusammen gefahren: nach Dresden zu Wolfgang Engel oder nach Schwerin zu Christoph Schroth. Und nachts zurück, über leere, holprige Auto -bahnen mit Radarfallen und Vopo-Kontrollen. Der Reisepass der BRD galt nur für Ost-Berlin bis spätestens Mitternacht, der «Behelfsmäßige West-Berliner Personalausweis» berechtigte, mit einem Tagesvisum in die «Bezirke» zu reisen und zwei Stunden länger zu bleiben. Das konnte knapp werden, ...

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Theater heute Mai 2025
Rubrik: Magazin, Seite 69
von Andreas Rossmann

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