Wink mit dem Marterpfahl
Die meiste Zeit hält sich ein Schauspieler in fensterlosen, künstlich beleuchteten Räumen auf, in denen er entweder probt oder vor Publikum auftritt. Vielleicht ist Ingo Hülsmann deshalb so gern im Freien unterwegs und legt oft, wenn ihm besonders viel durch den Kopf schwirrt und seine Rolle ihn nicht loslässt, auch die Strecke zum Theater zu Fuß zurück. Daraus wird in einer Stadt wie Berlin schnell eine eineinhalbstündige Wanderung.
Schließlich kann einen die richtige Betonung mancher Sätze durchaus auf Trab bringen, wie in Goethes «Faust»: «Bin ich ein Gott?» oder «Dass wir nichts wissen können! Das will mir schier das Herz verbrennen.»
Auf seinem Weg aus dem lauschigen Westbezirk Steglitz hinüber zum Deutschen Theater im Zentrum des östlichen Stadtteils durchquert er nach dem Tiergarten als krönendes Finale das Brandenburger Tor – ein Akt der Passage, den er als «herrlichen Augenblick» beschreibt, der ihm stets eine Gänsehaut verursacht. Denn er hat seine Karriere im Westen der jetzigen Hauptstadt begonnen, als die Mauer stand und die Hauptstadt – nämlich die der DDR – «drüben» lag. Da konnte von «Durchs-Tor»-Spazieren keine Rede sein.
Als er im Jahr 2001 wieder nach Berlin ...
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