Wie im Moment erlebt
Was für ein Projekt! Eigentlich wäre es bereits ein wahnwitziges Unterfangen, zwei Filme und einen Roman von Pier Paolo Pasolini als Theaterabende zu inszenieren. Aber diese Herausforderung reicht dem italienischen Regisseur Nanni Garella keineswegs. Er arbeitet mit einem Schauspielerensemble von professionellen Darstellern und psychisch Kranken. Also unter extrem schwierigen Bedingungen, wenngleich die Patienten einer psychiatrischen Anstalt seit Jahren schon Schauspielunterricht erhalten und längst keine Dilettanten mehr sind.
Die Trilogie, gezeigt im Teatro Stabile di Bologna, der Arena del Sole, begann mit Garellas Dramatisierung des Drehbuchs zu «Il Vangelo secondo Matteo» und wurde jetzt fortgesetzt mit «Edipo Re» – und es wird noch eine Theatralisierung des 1959 erschienenen Romans «Una vita violenta» folgen. Pasolini, 1922 in Bologna geboren, ist gewiss wie kein anderer italienischer Autor und Filmemacher – außer vielleicht Luigi Pirandello – für so ein Projekt geeignet. Denn in seinem gesamten Oeuvre – in den Gedichten, den Romanen, den Dramen und den Filmen –, überall begegnen uns Menschen, die ausgegrenzt, einsam, verloren sind. Überall lauert Gewalt, Mord. Und wenn es ...
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