Vier Autoren suchen ein Stück
Es beginnt mit einem Hochgeschwindigkeitsmonolog aus bunt, aber nicht absichtslos zusammengewürfelten Gedankensplittern, aufgelesen wohl bei einem Bummel durchs Münchner Museumsviertel, Namedropping à la Katalog oder was einem kunstinteressierten Auftragsautor beim Spazierengehen durch die fremde Gaststadt eben so ins Auge fällt. Da ist Cy Twomblys grandioser Lepanto-Zyklus (eine leuchtende Farbschlacht in zwölf Bildern, anspielend auf den blutigen Überraschungssieg der Venezianer über die Türken anno 1571 und gemalt wenige Monate vor dem 11.
September 2001) oder Olaf Nicolais «Escalier du Chant», politische Gesänge, eigens komponiert für die große Treppe im Foyer der Pinakothek der Moderne, oder auch mal ein Nachrichtenbild von der Selbstverbrennung eines griechischen Unternehmers in Thessaloniki – alles mehr oder weniger beabsichtigte Kollisionen von Ästhetik und Politik, das Ganze gemixt in die alltäglichen Seinszweifel eines prekär beschäftigten Kreativen.
Was dann folgt, ist dagegen auffallend unverkopft in seiner unverhohlen auf die mediale Sensationsgier fixierten Schnoddrigkeit: Ein international hochkarätig besetztes Autorenquartett, bestehend aus dem Italiener Gian Maria ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Theater heute März 2013
Rubrik: Chronik: München Residenztheater, Seite 51
von Silvia Stammen
Die Putzfrau mal schnell ein Ciabatta für die Mittagspause kaufen schicken und sich dann nicht mal für diesen Extra-Dienst bedanken – im Gegensatz zu seinem schlecht gelaunten Kompagnon in der auf In-Vitro-Fertilisation spezialisierten Privatklinik würde Sebastian so etwas niemals tun. Der geschiedene Arzt behandelt seine bulgarische Reinigungskraft Jana mit...
Alceste hat eine Portion üble Laune gefrühstückt. Jetzt kotzt er sich aus. Gründlich, wenn auch ohne Grund. Einen Anlass braucht Alceste nicht, prinzipielle Abscheu gegen Freund und Feind genügt völlig, nicht umsonst ist er als Molières «Menschenfeind» bekannt.
Michael Maertens hat für seinen Zürcher Alceste die Misanthropie in der Tat in sich hineingefressen....
Es beginnt mit einem Ende. Die letzten Töne einer festlichen Musik sind zu hören. Ein Tusch. Dann Applaus. Zwei Hände, Füße, dann der dazugehörige Mann schieben sich durch den Vorhang am hinteren Bühnenende. Nach und nach folgen ihm seine Mitspieler, dann stehen sie alle vor uns: drei Frauen, drei Männer. Gekleidet in Alltagsklamotten. Ein gefrorenes Lächeln auf...
