Starker Antritt im Abgang
Die Kamera bewegt sich durch die Straßen der Stadt. Ortskundige erkennen irgendwann, wohin die Reise geht: Die Kamerafahrt führt hinaus ins Krankenhaus Lainz, am südwestlichen Rand der Stadt. Auf der dortigen Komastation liegt die 25-jährige Balletttänzerin Karin Anna Giselbrecht seit drei Jahren im Wachkoma.
Auf dem Weg zu ihr erzählen Inserts ihre Geschichte. Wir erfahren, wie das Mädchen seine Leidenschaft für Tanz entdeckte und dass ihre Eltern eigens von Linz nach Wien übersiedelten, damit die Tochter hier studieren kann.
Und wir lesen, dass sie eines Morgens leblos in einem Hotelzimmer in Bratislava aufgefunden wurde. Wegen einer nicht diagnostizierten Herzkrankheit hatte sie einen Herzstillstand erlit-ten. Sie wurde reanimiert, liegt seither aber im Koma.
Und doch spielt Karin Anna Giselbrecht heute Abend die Hauptrolle in einer Inszenierung der Wiener Festwochen. Der für extreme szenische Setzungen berühmte Regisseur Romeo Castellucci hat sie für seine Inszenierung der Gluck-Oper «Orfeo ed Euridice» als die Frau besetzt, die von ihrem Mann aus dem Totenreich zurückgeholt wird – die Komastation als moderner Hades. Parallel zur Oper, die von Bejun Mehta (Orfeo) und Christiane ...
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Theater heute August-September 2014
Rubrik: Festivals/Aufführungen, Seite 14
von Wolfgang Kralicek:
Erste Szene.
Ungebetene Gäste
Ein großes Zimmer, vom Boden bis zur Decke und von der Wand bis zum Fenster vollgestopft mit allem möglichen Krempel. Hinten links ist der Flur mit einem großen Kleiderschrank und der Wohnungstür zu sehen. Rechts ein Fenster mit zugezogenen Vorhängen, weiter hinten die Tür zum Nachbarzimmer. Bücherregale, aufeinandergestellte...
30 Prozent», erzählt Günther Beelitz im Juni 2014. Dies sei der aktuellste Stand der Zuschauerauslastung im Großen Haus des Düsseldorfer Schauspielhauses, mit 750 Plätzen eines der größeren Sprechtheater der Bundesrepublik. Bei seiner Spielzeitpressekonferenz im Mai waren es noch 41 Prozent, aber die Talfahrt geht weiter. «Es war ein Himmelfahrtskommando, das zu...
Gott ist nicht tot. Nur einfach nicht da. Stattdessen ragt ein Kran von einer mehrstöckigen Plattform krakenhaft ins Nirgendwo. Das Studierzimmer: eine Schmuddelecke mit Waschbecken, und auch sonst hat sich einiges verändert im meistzitierten deutschen Drama, und das mit Recht, versteht sich, «denn alles, was entsteht/Ist wert, dass es zugrunde geht …» etc. pp....
