Sprung in der Erinnerung
Ein alter Mann und ein Mädchen begegnen sich in einer Bar. George, der sehnsüchtige Trinker, erliegt dem Blick der jungen Leila, der in seinen Augen die andere Seite der Welt erreicht. Die Amour fou nimmt ihren Lauf: Leila will weit weg gehen – und bei ihm liegen bleiben. Sie ist eine Prinzessin für George, die Möglichkeit, neu zu beginnen, aber vor allem der Beweis seiner Erbärmlichkeit. Abrupt wirft George sie aus seiner heruntergekommenen Wohnung, ihre Kleider ihr hinterher.
Zurück in der eigenen Behausung, horcht Leila auf die Schritte der Nachbarn über ihr.
Der kleine Junge und seine teilnahmslose Mutter Sybille sind ihr eigenartig vertraut. Gelegentlich kümmert sie sich um das Kind, ohne zu wissen, dass es ihr Halbbruder ist. Der rastlose Junge erinnert Leila an ihren Vater, seine ferne Herkunft Arabien und an das eigene Fremdsein.
Azar Mortazavis Figuren sind einsame Menschen, deren Sehnsucht immerfort in die Ferne geht. Das Drama «Ich wünsch’ mir eins» gleicht einer Suchbewegung. Die Szenen kreisen um Frauen und Männer, junge und alte, die zwar nicht in einer Situation verharren, diese jedoch leicht verschoben wiederholen. Leila läuft George hinterher, bietet ihm ihren ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
![](https://www.der-theaterverlag.de/fileadmin/user_upload/theaterverlag/paywall-images/th-paywall-img.png)
- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
![](https://www.der-theaterverlag.de/fileadmin/imported/ArtikelHeftImages/386287_small.png)
Theater heute Jahrbuch 2012
Rubrik: Die neuen Stücke der Spielzeit, Seite 160
von Anja Sackarendt
Ich war mir nicht ganz sicher, ob es mir gelingen würde, den Bogen von René Pollesch zu Else Lasker-Schüler zu schlagen. Bzw. umgekehrt. Der Gemeinsamkeiten sind wenige. Selbst die Einführung stilisiert exotischer Sehnsuchtsnamen, die es in beider Autoren Werk gibt – Jussuf von Theben, Pablo in der Plusfiliale –, ist jeweils komplett anders gemeint. Vielleicht kann...
Wir sind alle Künstler, wir haben es nur noch nicht alle bemerkt. Und wir sind es nicht mehr freiwillig, wir müssen es sein. Kreativität ist längst eine Leitforderung unserer Gesellschaft: kein Unternehmen, kein Selbstunternehmer, kein Produkt, das nicht in permanenter Innovation, Abweichung, Verbesserung sein Heil sucht. Aber was bedeutet das für das Vor- und...
David Mamet sorgte 2008 mit einem Artikel, den er unter dem etwas reißerischen Titel «Why I Am No Longer a Brain-Dead-Liberal» im New Yorker Magazin «The Village Voice» veröffentlichte, für Furore. Er sagte sich darin von der idealistischen Linken los, für die er sich ein Leben lang eingesetzt hatte, und machte sich für die Argumente der Vertreter des neoliberalen...