Schwarze Flecke, weiße Flecke

Darja Stocker «Nachtblind», Nuran David Calis «Schwarz»

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Warum lässt ein junges, intelligen­tes Mädchen sich permanent von ihrem Freund verprügeln? Warum kann eine Journalistin in Artikeln ihre Ängs­te und Probleme am Beispiel anderer Menschen analysieren, ist selbst aber unfähig, diese zu verändern? Und wie kann die Langeweile einen aufgeweckten jungen Mannes dahin führen, dass er die Kinder der Nachbar­schaft terrorisiert und quält? Ist der Mensch tatsächlich total unfähig, sich selbst zu verstehen und zu helfen?

Darja Stocker ist erst 23 Jahre alt, hat aber scheinbar schon eine Menge Lebensweisheit angesammelt.

Sie beschreibt in ihrem Stück mit dem schönen Titel «Nachtblind» den rätselhaf­ten schwarzen Fleck in der menschlichen Psyche, der es sensiblen Men­schen erlaubt, die Konflikte Anderer zu verstehen, der sich aber so gut tarnt, dass bei der Selbstwahrnehmung die Quelle dieses Wissens im Dunkeln bleibt. Natürlich ist die Heimat dieser kognitiven Sehschwäche die Familie.

Leyla – das bedeutet «Nacht» – ist ein Mädchen, das in der Beziehung zu einem «Großen» genannten Freund Zärtlichkeiten wie Schläge als zwei Seiten der Intensität erfährt; ein früh­reifes Mädchen, das stolze Selbstständigkeit mit der Selbstauslieferung an einen ...

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Theater heute Februar 2007
Rubrik: Chronik, Seite 45
von Till Briegleb

Vergriffen
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