prag: libor vaculík «valmont»
Prags 1873 eröffnetes, heute tadellos erhaltenes Ständetheater ist mit dem Plüsch seiner taubengrauen Tapisserien und den prunkvollen Balkonen ein nahezu idealer Aufführungsort für die «Valmont»-Produktion des Balletts des Nationaltheaters. Keine Frage: Die Adaption von Choderlos de Laclos‘ «Les Liaisons dangereuses» (1782) ist ein ambitioniertes Unterfangen.
Es handelt sich um einen verschachtelten Briefroman der subtil eingefädelten Intrigen, ein Plot, den man auch aus Verfilmungen von Miloš Forman oder Stephen Frears kennt: Die Marquise de Merteuil und der Vicomte de Valmont – in gegenseitiger Hassliebe von der gesellschaftlichen Demütigung des anderen besessen – gehen an ihren immer pikanter werdenden Winkelzügen zugrunde.
Libor Vaculík, Tänzer, Regisseur und Choreograf dieses «Valmont», inszeniert die Machenschaften des fatalen Duos als konkret-visuelles Schachspiel. Zu Beginn nähern sich die Silhouetten der Kontrahenten mit langsamen Bewegungen dem Spielbrett, auf dem die Tänzer bis zur Pause wie lebensgroße Schachfiguren ihre Züge vollziehen – nur eines von vielen schlüssigen Bildern dieser ungewöhnlich durchdachten Produktion. Bühnenbildner Martin Černý hat schwelgerische ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
- Alle tanz-Artikel online lesen
- Zugang zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von tanz
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Tanz Februar 2016
Rubrik: Kalender, Seite 51
von Justine Bayod Espoz
Das Seil ist bis zum Zerreißen gespannt, und noch bevor die Vorstellung eigentlich begonnen hat, wird dem Zuschauer bewusst: Wer sich einmal ins Netz begeben hat, kommt nicht mehr frei. Immer wieder stemmt sich Paolo Amerio gegen die Verführung, minutenlang, während ihn Raumklänge von Michiel Jansen umgaukeln: eine vergleichsweise unspektakuläre, relativ statische...
Ralf Dörnen ist ganz sicher nicht auf Rosen gebettet. Noch längst nicht alle Fusionspläne sind vom Tisch. Und auch sonst droht von der Politik, aber nicht nur von dort, immer wieder Ungemach. Doch das Theater in Stralsund ist seit vergangenem Jahr hundert, das in Greifswald wird es in diesem werden, und da hat sich der Chefchoreograf zur Feier des Tages ein Ballett...
Als Anfang der 1940er-Jahre in den Hexenküchen der Clubs zwischen Minton’s Playhouse und 52nd Street in New York der Bebop aufkochte, erschien er wie aus dem Nichts, dieser Syd O´Noo. Ein Magier des Tap Dance, wie es keinen Zweiten gab. Ein Stepp-Schamane, Ehrfurcht gebietend und hypnotisch. Geheimnisvoll, egomanisch, drogenabhängig – zur Legende prädestiniert....
