Monster Mensch
Drei Jahre hat es gedauert, eine Pan - demie und einen brasilianischen Machtwechsel inklusive, bis zu Milo Raus letzter Premiere im NTGent. Und dann stieg ausgerechnet drei Tage vorher unerwartet die Hauptdarstellerin und Aktivistin Kay Sara aus, flog zurück in den Amazonas, weg von der Kunstanstrengung Theater, zurück zu ihren Leuten, ihrem eigentlichen Kampf – erzählt der belgische Schauspieler Arne De Tremerie, der auf der Bühne Antigones Verlobter Haimon ist.
Als Antigone ist Kay Sara immer noch auf der Leinwand zu sehen, im langen roten Kleid begräbt sie ihren Bruder unter der Brücke an der Ausfallstraße Eldorado do Carajás, jenes kalte Symbol kolonialer Expansion auf Kosten indigenen Landes, auf der monströse Lkws mit Rohstoffen vorbeirasen. Ihre Texte werden nun vom brasilianischen Schauspieler Frederico Araujo gesprochen, der aus Rio stammt und vorher noch nie im Amazonas war.
Aber was bedeutet das schon, wenn es um alles geht, den Kampf um die größten Urwälder, die Lungen der Welt? In Brasilien, für die an der Produktion beteiligten Aktivisten der Landlosenbewegung «MST», ist der Kampf noch existenzieller in einem Land, dessen gewaltige Fläche zu 45 Prozent in der Hand ...
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Theater heute Juli 2023
Rubrik: Aufführungen, Seite 6
von Dorothea Marcus
Als machtlose Seherin, eine dunkle Mischung aus Melania Trump, Kassandra und Elfriede Jelinek, schritt sie 2017 barfuß und in wehenden Gewändern durch dekadente gol -dene Fransen in Philipp Preuss’ Inszenierung von «König Ubu/Am Königsweg». Ungehört fabulierend, mal fast unscheinbar durchsichtig, mal wütend bellend, mal tänzerisch-ätherisch. Als zerzauste Clownin...
Es existieren ganze Bibliotheken mit schönen, klugen Sätzen darüber, was die darstellenden, performativen Künste uns sein könn(t)en, und es gibt weitere mit Analysen dazu, wie es unter den Bedingungen kapitalistischer Aneignung aller Werte zur Ware in der Regel bei den schönen, klugen Sätzen bleibt und auch diese Künste eben doch Zwecken dienen, für die die...
Darauf muss man erst mal kommen: Die Penthesileas von heute, das könnten doch die Kardashians sein! Eine steile These, aber eine, die auch einiges für sich hat, wie Mateja Meded und Thomas Köck in ihrem Stück «Keeping up with the Penthesileas» zeigen. Am Theater Neumarkt in Zürich haben sie es gemeinsam auf die Bühne gebracht; dort schlüpft Mateja Meded gleich...
