Lost in Salvatio­n

Stefan Pucher legt an den Münchner Kammerspielen Virginie Despentes’ Kultroman «Das Leben des Vernon Subutex» auf, und Philippe Quesne brütet auf seiner «Farm Fatale» bunte Eier aus

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Die Welt ist eine Vinylscheibe. Eigentlich längst am Ende, aber vielleicht geht ja noch was. Wie in «Das Leben des Vernon Subutex», Virginie Despentes’ fulminanter Roman-Trilogie über Absturz und Auferstehung eines Pleite gegangenen Schallplattenhändlers, der zum DJ-Gott für eine verkrachte Generation um die 50 wird, die den harten Aufschlag ihrer Träume in der neoliberalen Wirklichkeit nicht gut verkraftet hat.

Nach der Dauerdepression der letzten Jahre, den Abstiegsängsten und Endzeitszenarien, schrumpfenden Perspektiven und implodierenden Ideologien scheinen alle zusammen wild entschlossen, sich noch einmal verführen zu lassen, ausgerechnet von einem, der nichts weniger vorhat als das und dem seine Guru-Werdung genauso beiläufig passiert wie der Rausschmiss aus seiner Wohnung und der Verlust seiner bürgerlichen Existenz. 

Subutex heißt auch ein Schmerzmedikament auf Opiumbasis, das ähnliche Wirkung erzeugt. So hat Despentes’ Antiheld auf die Menschen in seinem Umfeld die Wirkung einer ominösen Ersatzdroge, allein durch seine Fähigkeit, Rock und Pop aus den 70ern bis 90ern in so genialer Disparatheit aufzulegen und in geheimen Raves, «Convergences» genannt, ganz ohne Drogen und ...

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Theater heute Mai 2019
Rubrik: Aufführungen, Seite 12
von Silvia Stammen

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