Le Grand Magic Wolfi
Der junge wilde Dichter in der ersten Reihe macht einen ausgesprochen adretten Eindruck. Er ist gekämmt und rasiert, er trägt Anzug und sogar Krawatte. Im Grazer Schauspielhaus haben sie gerade sein Stück «Magic Afternoon» gespielt, das Fernsehen ist da, und der joviale Moderator will vom jungen Autor jetzt wissen, was denn der Titel zu bedeuten habe. Dumme Frage, trockene Antwort: «Das heißt magischer Nachmittag.»
Das war Ende der sechziger Jahre, Wolfgang Bauer war noch keine dreißig und so etwas wie ein Theater-Popstar.
Zwischen Graz und Berlin rissen sich die Theater um die Stücke mit den coolen englischen Titeln («Party for Six», «Change»), in denen man endlich auch auf der Bühne die neuesten Rolling-Stones-Singles auflegen durfte. «Magic Afternoon» (uraufgeführt in Hannover, natürlich 1968) schildert einen lähmend langweiligen Nachmittag im Leben von vier jungen Leuten, der mit einem Todesfall endet. «Magic Wolfi» selbst hielt seinen größten Erfolg übrigens für ein Missverständnis. «In Hamburg habe ich eine Aufführung erlebt, die grauenvoll war und immer ausverkauft. Die haben geglaubt, das ist ein sozialkritisches Stück!»
Der leidenschaftliche Spieler Bauer verstand sich ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Als Anfang Juni aus Meiningen die Nachricht kam, der Vertrag des Intendanten Res Bosshart werde nicht nur im Jahr 2007 nicht verlängert, sondern der Theaterchef müsse sogar vorzeitig und zwar bitte sofort gehen, war eigentlich niemand so richtig überrascht. Meiningen und Bosshart: Das war seit Beginn der «Zusammenarbeit» in der Spielzeit 2002/03 eine ungute...
«When the music’s over turn out the lights …»
The Doors
Am Ende liegt Tristan auf dem Parkettfußboden. Isolde hat sich auf das verstellbare Krankenbett geworfen, in dem Tristan zuvor siechend und singend den dritten Akt verbracht hat. Nein, die Liebenden haben nicht zur Vereinigung im Tod gefunden. Das Sterben ist mal wieder nicht gelungen. Die allgemeine...
Clifford Odets taucht in Schauspielführern nur als Fußnote auf, und sein größter persönlicher Erfolg war wahrscheinlich, dass er vom Femegericht McCarthys frei gesprochen wurde, obwohl er vor dem Zweiten Weltkrieg eindeutig Sympathisant der amerikanischen Kommunistischen Partei gewesen war. Zu dieser Zeit hatte er in New York eine Off-Bühne namens «Group Theatre»...