Ketterauchen vor Rheinkulisse
Im Juni 1954 hatte das (einzige) deutsche Fernsehen etwa so viele Teilnehmer, wie heute das Forum Freies Theater Düsseldorf Personen in seinem Verteiler hat. Das änderte sich mit dem 4. Juli 1954, als die deutsche Nationalelf im Finale der Fußball-WM stand: Die «schwer begreifliche Zauberwelt des Fernsehens» verließ die Experimentierphase und begann, sich zum Massenmedium zu entwickeln.
Die Zahl der verkauften Apparate stieg zunächst sprunghaft an, von da ab wuchs sie kontinuierlich.
Es hat also seinen Grund, wenn die fünfköpfige Theatergruppe «New Guide to Opera» gemeinsam mit dem FFT in einem großangelegten Projekt einen Monat lang ausgerechnet das Fernsehprogramm vom Juni 1954 rekonstruiert hat, mit Pappkameras, 100 Programmpunkten und 250 Beteiligten aus unterschiedlichen assoziierten Kompagnien: Es ist der Moment unmittelbar vor dem Verlust der Unschuld.
Wenn hier der Begriff Rekonstruktion verwendet wird, so liegt die Betonung weniger auf der Vorsilbe als auf «Konstruktion», den Nebeneffekt einer gelegentlichen Dekonstruktion eingeschlossen. Denn aus der Pionierzeit des deutschen Fernsehens zwischen 1952 und 1957 existieren keine Magnetaufzeichnungen. Man kann sich in ...
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