Im Stillstand zuhause
Der Verrat der Ideale und der Verrat der Liebe haben eine Wurzel und eine Konsequenz. In Godards Moravia-Verfilmung «Le Mépris» quittiert Brigitte Bardot den doppelten Betrug ihres korrumpierten Mannes (Michel Piccoli) – an ihr und ihrem Körper und an seinem Beruf als Drehbuchautor – mit Verachtung und dem Ende der zum Warentausch herabgesetzten Beziehung. Am Theater Dortmund begleitet Hedda Gablers Untergang Georges Delarues elegisch sattes musikalisches Leitmotiv aus dem Film von 1963.
Sein Thema wird von dieser Hedda variiert, mag auch die Wirklichkeitskonstruktion komplizierter geworden und die bürgerliche Heroine ansonsten so sehr von heute sein, dass es fast schon etwas démodé wirkt.
Beim Kokain («Puschipunsch») geizt sie nicht und sorgt mit reichlich verpulvertem Stoff dafür, dass Ejlert Lövborg die Nase voll hat und seine Zunge sich für ein durchgeknalltes Kreativ-Solo löst. Ihr Luxus-Anspruch treibt die Mastercard-Abrechnung ihres Mannes Tesman in die Höhe. Denn während der Hochzeitsreise haben die Flitterwöchner, in Ermangelung befriedigenderer Beschäftigung, die Markenboutiquen diesseits und jenseits des Äquators konto-erschöpfend besucht. Zum Gelde drängt’s Ibsens ...
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Max Reinhardt gehört zu den großen Verkannten der Theatergeschichte. Das mag angesichts seines geradezu legendären Rufs vielleicht paradox klingen. Doch beim näheren Hinsehen ist Reinhardts Ruf zwiespältig. Theaterleute von heute beziehen sich lieber auf die zahllosen (und nicht selten dem diskreten Charme diverser Diktaturen erlegenen) Weltverbesserer, die die...
Alles stimmt, alles passt: der helle, hermetisch geschlossene Raum. Die leicht und sparsam gesetzten Klänge. Das gelbe Kleid der Iokaste. Die weißen Anzüge der Männer. Der schwarz gekleidete Chor – die Kleidung postmodern, mit ein paar historischen Zitaten, einer Schnalle hier, einem Brustpanzerteil da. Requisiten? Keine, doch, zwei Wasserflaschen. Davon später.
Ödi...
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