Erkenntnis! Energie! Bewusstsein!
Theater heuteHerr Rühle, was missfällt Ihnen so vehement am zeitgenössischen deutschsprachigen Theater?
Günter RühleBei den augenblicklichen Entwicklungen am Theater geht es nicht um Missfallen, sondern um die Veränderungen, die wir Theaterbesucher mit unseren Erlebnissen und mit unseren Vorstellungen von Kunst und der Funktion von Theater in Verbindung bringen. Diese Veränderungen können wir nicht mehr sympathetisch
begleiten, weil wir sie als Verluste empfinden. Ich sage das so deutlich, weil die heutige Kritikergeneration völlig anders bewertet.
Sie haben beim diesjährigen Theatertreffen zum ersten Mal nicht ausverkaufte Premieren. In den Pausen flieht das Publikum.
THDas hat es schon immer gegeben. Erinnere mich gut an Türenknaller bei Schleefs «Vor Sonnenaufgang» und Marthalers «Wurzel aus Faust»
RühleDieses Mal war es besonders auffallend – und ich habe mich zum ersten Mal daran beteiligt! Ich bin ja unbeschränkt leidensfähig im Theater, aber dieses Jahr ist es mir schwer gefallen. Und das hängt mit den Verlusten zusammen. Beispiel: «Kasimir und Karoline». Eine Aufführung, die von außen kalt inszeniert ist. Man merkt deutlich, diese Regisseure haben ihre Bildung aus dem ...
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Theater heute Jahrbuch 2010
Rubrik: Zeitreise, Seite 80
von Eva Behrendt, Barbara Burckhardt, Franz Wille
Spargel» von Gianina Carbunariu (ein Einakter, der aber gerade von der Autorin zu einem abendfüllenden Stück für das Volkstheater in Wien ausgearbeitet wird) spielt in einem Supermarkt in England. Uhrzeit: 21.15, eine Dreiviertelstunde vor Ladenschluss. George, Engländer, Pensionist und Dani, Rumäne, Mitte dreißig, Spargelpflücker, studieren das Angebot. Es ist...
Dies ist eine wahre Geschichte. 1947 erholt sich Jugoslawien gerade wieder einmal von den Folgen eines fürchterlichen Kriegs. Ganze Landstriche liegen entvölkert. Nicht genug, dass einheimische Partisanen Hitlers Übermacht erbitterten Widerstand geleistet hatten, auch gegeneinander waren die Partisanenheere in den Krieg gezogen. Mit schrecklichen Verlusten. Weitab...
Sie sind unter uns. Und es sind viele. Sie sehen aus wie wir. Aber sie haben niemals eine Sinfonie gehört, ein Gedicht auswendig gelernt oder ein Theater besucht. Sie schauen fern und freuen sich, wenn in den Nachmittagstalkshows Leute auftreten, die noch blöder sind als sie. Dann fühlen sie sich überlegen und einen Moment lang herausgehoben aus ihrem Alltag aus...