Erinnerungs­schluchten

Das Festival für neue Dramatik «Spieltriebe» feiert zehnjähriges Jubiläum in Osnabrück

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Wie schön sich der Muezzin anhört, der aus dem weißen Grab aus Laken singt. Eine ferne Erinnerung für Ramie (Patrick Berg), der in der syrischen Stadt Homs einst für Demokratie kämpfte und es nun über das Mittelmeer geschafft hat, gelben deutschen Käse isst und von Kardamomkaffee und seinen toten Freunden träumt.

«The Trip» von Anis Hamdoun ist eine ergrei­fende und melancholische Hommage an die Toten des Syrienkriegs und die Ratlosigkeit des Überlebenden: Unter dem Lakenquadrat hervor kommt Sarah (Anja S.

Gläser), die so gerne Ärztin werden wollte und vergewaltigt im Gefängnis endete. Ihr Bruder Saleem, der während des arabischen Frühlings zum Filmemacher wurde, umkreist rastlos die Zuschauerreihen. Fast erstaunt konstatieren sie, wie schnell und brutal ihre Träume beendet sind. Die Szenen von Ramies Freund Mohammed, der Bauingenieur wer­den wollte und von einer Granate getroffen wurde, gibt es nur als Video aus Jordanien zu sehen, so, wie Flüchtlinge Freunde und Familie eben oft nur noch auf kleinen Bildschirmen erleben. Elegant finden die Osnabrücker und der in Syrien sehr bekannte Schauspieler Nawar Bulbul zusammen, der heute im Flüchtlingscamp Zaatari, wo er mit Kindern große ...

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Theater heute November 2015
Rubrik: Magazin, Seite 67
von Dorothea Marcus

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Und dann kam Mirna


Ein Text für ca. zwei DarstellerInnen
oder eine hochgradig gespaltene Persönlichkeit.


Person 1 (große Person)
Person 2 (kleine Person)


Kann beliebig auf viele große und kleine Personen ausgeweitet werden.




Previously on «Der manische Jugendchor»:

Damals, vor –

sagen wir –

einigen Jahren.

War ich jung.

Und

unendlich

durchschnittlich in meinem...

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