Erinnerung macht Arbeit
Vor fünf Wochen ereignete sich im Schauspiel Frankfurt eine Lappalie, die zum Eklat führte. Der Schauspieler Thomas Lawinky entriss dem Kritiker Gerhard Stadelmaier den Block und beschimpfte ihn. Stadelmaier hängte den Vorgang an die große Pressefreiheitsglocke, woraufhin die Frankfurter Oberbürgermeisterin für die Entlassung Lawinkys sorgte. Der Fall ging durch die deutsche und europäische Presse. Jetzt ist Lawinky berühmt. Er ist keineswegs stolz auf diesen Ruhm, aber er hat Verwendung dafür.
Er nutzt das künstlich aufgeputschte Interesse an seiner Person, das «Plateau der öffentlichen Aufmerksamkeit», um sich als ehemaliger Stasi-Mitarbeiter zu outen und sich wirkungsvoll vor breitem Publikum zu dekonspirieren. Er versteht diese Offenbarung nicht als Reinwascherei, auch nicht als PR-Trick, sondern als politische Handlung, mit der er anderen «Tätern, Opfern und Täter-Opfern» Mut machen will, sich zu erklären.
Seine Geschichte zeigt, wie irreführend Begriffe wie Opfer und Täter, Schuld und Verrat im moralischen Dickicht der Vergangenheit sind. Lawinky ist ein Schauspieler, der sich mit voller Wucht, als ganzer Mensch auf die Bühne zu werfen pflegt, der sich körperlich und ...
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